
Das globale Konjunkturbild ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach wie vor von großer Unstetigkeit geprägt. "Trotz Rückschlägen setzt sich die unstete globale Erholung fort", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Weltwirtschaftsbericht des IWF. Vor allem wegen des schwachen ersten Halbjahres senkte der Fonds seine Wachstumsprognosen. Demnach wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,3 Prozent wachsen, im kommenden Jahr um 3,8 Prozent. Das sind 0,1 und 0,2 Prozentpunkte weniger, als der IWF im Sommer angenommen hatte.
Die Wachstumsrisiken hätten sich in den vergangenen Monaten erhöht, schreibt die Fonds. Kurzfristig lägen sie in erhöhten geopolitischen Spannungen und größerer Unruhe mit stärkeren Kursschwankungen an den Finanzmärkten. Mittelfristig nennt der IWF die Gefahr wirtschaftlicher Stagnation: In den Industrieländern könnte das Wachstumspotenzial gering bleiben, in den Schwellenländer weiter sinken.
Die Industrienationen werden dazu aufgefordert, das Wachstum mit einer anhaltend lockeren Geldpolitik und "fiskalischen Anpassungen" wie Investitionen in die öffentliche Infrastruktur stützen. "Dringlich" seien wirtschaftliche Strukturreformen, sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern.
Deutliche Anpassungen nahm der Fonds bei seinen Projektionen für den Euroraum vor: Zusammen dürften die Euroländer um 0,8 (2014) und 1,3 (2015) Prozent wachsen. Das sind 0,3 beziehungsweise 0,2 Punkte weniger als in der letzten Projektion vom Juli. Deutlich reduziert wurden die Erwartungen für die drei größten Euro-Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien.
Für Spanien, das sich derzeit stark von seiner geplatzten Immobilienblase erholt, wurden die Prognosen dagegen leicht angehoben. Mit 1,7 Prozent dürfte das Land 2015 stärker als die bisherige Wachstumslokomotive Deutschland wachsen, erwartet der IWF.
Deutlich gesenkt wurden die Prognosen dagegen für Japan und die großen Schwellenländer Brasilien, Südafrika und Russland. Für Indien gibt sich der Fonds hingegen etwas zuversichtlicher. Die Prognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wurde für dieses Jahr angehoben, für kommendes Jahr aber unverändert belassen. Auch die Erwartungen für die weltweite Nummer zwei, China, wurden bei 7,4 und 7,1 Prozent gelassen.
Die Prognosen des IWF im Überblick:
Land/Region BIP 2014 BIP 2015 (neu) (Juli) (neu) (Juli) Welt +3,3 +3,2 +3,8 +3,6 USA +2,2 +1,7 +3,1 +3,1 Euroraum +0,8 +1,1 +1,3 +1,5 Deutschland +1,4 +1,9 +1,5 +1,7 Frankreich +0,4 +0,8 +1,0 +1,5 Italien -0,2 +0,3 +0,8 +1,1 Spanien +1,3 +1,2 +1,7 +1,6 Japan +0,9 +1,6 +0,8 +1,0 Großbritannien +3,2 +3,2 +2,7 +2,7 China +7,4 +7,4 +7,1 +7,1 Indien +5,6 +5,4 +6,4 +6,4 Brasilien +0,3 +1,3 +1,4 +2,0 Russland +0,2 +0,2 +0,5 +1,0
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AXC0149 2014-10-07/15:05