
In Brasilien nimmt der Wahlkampf rund zwei Wochen vor der Stichwahl ums Präsidentenamt an Schärfe zu. Die mittelinks stehende Arbeiterpartei PT von Staatschefin Dilma Rousseff muss sich gegen Vorwürfe wehren, sie habe illegale Zuwendungen des staatlichen Öl-Multis Petrobras erhalten. Eine entsprechende Aussage machte ein schon vor Monaten festgenommener Ex-Top-Manager des Konzerns. Unterdessen sahen erste Umfragen ein knappes Stichwahl-Rennen zwischen Rousseff und ihrem Herausforderer aus dem Mitte-Rechts-Lager, Aécio Neves, voraus.
Nach Aussagen des ehemaligen Petrobras-Direktors Paulo Roberto Costa sollen bei überhöhten Vertragsabschlüssen des Konzerns mit anderen Firmen zwei Prozent der Vertragssumme an Rousseffs PT sowie ein Prozent an deren Bündnispartner, die Fortschrittspartei (PP), geflossen sein. Auch der stärkste Bündnispartner der PT, die Partei der Demokratischen Bewegung (PMDB), soll laut Aussagen Costas Gelder erhalten haben.
PT-Chef Rui Falcao wies die Anschuldigungen am Donnerstag umgehend als "verleumderisch" zurück und prüft rechtliche Schritte. Die Behauptungen seien haltlos. Es sei befremdlich, dass die Aussagen erneut durchsickerten, vor allem weil es keine Beweise gebe. Der Ex-Petrobras-Manager war im März festgenommen worden. Er traf mit den Ermittlungsbehörden eine Vereinbarung, die im Gegenzug für Informationen eine mildere Strafe in Aussicht stellt. Er steht derzeit unter Hausarrest.
Am Donnerstag stellte das Meinungsforschungsinstitute IBOPE indes eine Umfrage vor, die Neves bei der Stichwahl knapp vor Amtsinhaberin Rousseff sieht, die ein zweites Regierungsmandat anstrebt. Danach käme der 54-jährige Sozialdemokrat Neves am 26. Oktober auf 46 Prozent der Stimmen, Rousseff auf 44 Prozent. Das Datafolha-Institut kam zu gleichen Ergebnissen. Allerdings hatten die Umfragen vor der ersten Runde der Wahl am 5. Oktober teils deutlich daneben gelegen./hr/DP/jsl
AXC0157 2014-10-10/16:42