
Die Bundesregierung will laut einem Pressebericht die Aufsicht über Griechenland auch nach einem möglichen vorzeitigen Auslaufen des aktuellen Rettungsprogramms gewährleisten. "Wir müssen sicher stellen, dass wir unser Geld irgendwann zurückbekommen", zitierte das "Handelsblatt" (Dienstagausgabe) einen namentlich nicht genannten "ranghohen Beamten". In den vergangenen Wochen hatte es Meldungen über ein vorzeitiges Ende der internationalen Hilfen für Griechenland gegeben. Die Sorgen um die Zukunft Griechenlands sorgte für starke Verluste an den Finanzmärkten des angeschlagenen Eurolands.
Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, dass als Hauptziel die Verankerung der "Konditionalität" über das Jahr 2014 hinaus angestrebt werde. Zuvor hatten Griechenland und der Internationale Währungsfonds (IWF) erste Gespräche über einen vorzeitigen Abschluss des Hilfsprogramms geführt.
Griechenland ist seit 2010 mit 240 Milliarden Euro an internationalen Hilfszusagen vor der Staatspleite bewahrt worden. Im Gegenzug muss das Euroland umfassende Reformen und schmerzhafte Einsparungen durchsetzen.
Die griechische Regierung unter Premier Antonis Samaras braucht innenpolitisch einen Erfolg und will die ungeliebte Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) loswerden. Nach Informationen des "Handelsblatt" wird jetzt nach einem Kompromiss gesucht, der beides ermöglicht: etwas weniger Kontrolle für Griechenlands Regierung, aber genügend Sicherheit für die europäischen Geldgeber. Laut "Handelsblatt" könnte dies durch eine vorsorgliche Kreditlinie des Euro-Rettungsschirms ESM erfolgen. Zudem wäre eine solche Kreditlinie auch ein beruhigendes Signal an die Kapitalmärkte, hieß es weiter in dem Bericht.
Die Finanzmärkte reagierten nervös auf Meldungen über ein mögliches Ende des Hilfsprogramms für Griechenland. Am Dienstag gerieten Staatsanleihen des angeschlagenen Eurolandes im freien Handel stark unter Verkaufsdruck. Die Rendite für Staatspapiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg erstmals seit März wieder über einen Wert von sieben Prozent. Der Aktienindex ASEGI brach um knapp vier Prozent ein und fiel unter die Marke von 1000 Punkten. Nach Einschätzung der griechischen Finanzpresse hängt die Skepsis der Anleger auch mit politischen Unsicherheiten zusammen. In allen Umfragen liegt die Koalitionsregierung der Konservativen mit den Sozialisten unter Premier Samaras klar hinter dem oppositionellen Linksbündnis Syriza unter ihrem Chef Alexis Tsipras zurück.
Die letzte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GPO war am Montagabend veröffentlicht worden und zeigte einen Vorsprung der Linkspartei von 6,5 Prozentpunkten. Die Sorge der Anleger: Tsipras könnte die im Februar anstehende Wahl des Präsidenten blockieren und so Neuwahlen des Parlaments erzwingen. Tsipras vertritt die Ansicht, die Geldgeber sollten einen großen Teil der griechischen Schulden erlassen./jkr/tt/DP/bgf
AXC0177 2014-10-14/15:25