
Von Andreas Plecko
Die schwache Preisentwicklung im Euroraum hält die Sorge vor einer Deflation aufrecht. Im September sank die jährliche Inflationsrate auf 0,3 Prozent. Das ist die niedrigste Jahresrate seit Oktober 2009, als die globale Finanzkrise wütete. Die Statistikbehörde Eurostat bestätigte damit - wie von Ökonomen erwartet - ihre erste Schätzung vom 30. September. Die Kerninflationsrate fiel allerdings nicht so stark wie erwartet.
Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation auf Basis der Verbraucherpreise von knapp 2 Prozent an, was auch als Sicherheitspuffer gegen eine Deflation gedacht ist. Eine deflationäre Spirale kann die Wirtschaft lähmen, wenn Verbraucher und Unternehmen immer weiter sinkende Preise erwarten und deshalb weniger konsumieren und investieren.
Allerdings dürfte sich die wahre Sorge der EZB nicht so sehr um einen Käuferstreik drehen, sondern um die zusätzliche Belastung, die eine Deflation für Schuldner darstellt, insbesondere für die Schuldnerländer in Süd- und Nordeuropa. Mit einer stärkeren Geldentwertung würde es den Schuldnern leichter fallen, ihre Last abzutragen.
Binnen Monatsfrist stiegen die Verbraucherpreise im September um 0,4 Prozent, die Prognose von Ökonomen wurde damit bestätigt.
Ohne Berücksichtigung der Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak sank die Jahresteuerung auf 0,8 von 0,9 Prozent. Ökonomen hatten einen stärkeren Rückgang auf 0,5 Prozent erwartet. Weil die schwache Inflation insbesondere auf niedrigeren Preise für Öl und Gas beruht, hatte die EZB ihr Augenmerk zuletzt stärker auf die Kerninflation gerichtet, um den hinter kurzfristigen Schwankungen liegenden Trend herauszufiltern.
Im Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 0,6 Prozent.
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October 16, 2014 05:00 ET (09:00 GMT)
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