
Von Hans-Joachim Koch
Auch nach aktualisierten Daten haben die Länder der Eurozone 2013 insgesamt eine geringere Neuverschuldung verbucht als im Jahr zuvor. Allerdings erhöhte sich die öffentliche Verschuldung.
Dabei ging das Haushaltsdefizit gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stärker zurück als von Eurostat zunächst berichtet. Es summierte sich auf 2,9 Prozent nach 3,6 Prozent im Jahr 2012 und blieb damit unter der Schwelle von 3,0 Prozent, die sich die EU-Länder im Rahmen ihres Stabilitätspakts als Obergrenze auferlegt haben. Beide Werte liegen um 0,1 Prozentpunkte unter den ersten Angaben der Statistikbehörde.
Die Anpassungen resultieren neben der Einbeziehung vollständigerer Daten auch aus einer Änderung in der Berechnung, die inzwischen EU-weit nach dem European System of Accounts 2010 (ESA 2010) erfolgt. Die Gesamtverschuldung der Eurozone stieg weniger deutlich als im April gemeldet. Sie erreichte 90,9 (vorläufig: 92,6) Prozent im Vergleich zu 89,0 (vorläufig: 90,7) Prozent Ende 2012.
Für Deutschland brachten die Revisionen nach der EU-Methodik sogar einen kleinen Haushaltsüberschuss 2013 von 0,1 Prozent des BIP gegenüber einem vorläufig ausgeglichenen Etat. Bereits 2012 hatte Deutschland einen Überschuss in dieser Höhe ausgewiesen. Auch bei der Verschuldung stand Deutschland besser da als ursprünglich gedacht. Hier sank die Quote auf 76,9 von vorläufig 78,4 Prozent und blieb zugleich unter dem 2012er Wert von 79,0 Prozent. Die Obergrenze nach dem Stabilitätspakt beträgt 60 Prozent.
Deutschland gehört zusammen mit Luxemburg (0,6 Prozent) zu den beiden einzigen Ländern mit einem Etatüberschuss. Zehn EU-Mitgliedstaaten überschritten den Grenzwert von 3 Prozent des BIP dagegen zum Teil deutlich, an der Spitze Slowenien (14,6 Prozent), Griechenland (12,2 Prozent), Spanien (6,8 Prozent), Großbritannien (5,8 Prozent) und Irland (5,7 Prozent). Auch Frankreich verfehlte mit einer Defizitquote von 4,1 Prozent das Ziel, während Italien mit 2,8 Prozent knapp darunter blieb.
Dagegen verzeichneten Italien mit 127,9 Prozent des BIP die dritthöchste Gesamtverschuldung nach Griechenland (174,9 Prozent) und Portugal (128,0 Prozent).
Größter Nutznießer der Neuberechnung beim Haushaltsdefizit war Irland, wo sich die Quote für 2013 um 1,5 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent verbesserte. Bei der Gesamtverschuldung profitierte Zypern mit einem Rückgang um 9,5 Prozentpunkte auf 102,2 Prozent am deutlichsten. Bei Kroatien erhöhte sich dieser Wert dagegen um 8,6 Punkte.
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October 21, 2014 05:31 ET (09:31 GMT)
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