
Von Hans Bentzien
Die deutschen Häuserpreise sind im September nach einer kurzen Pause im Vormonat wieder gestiegen. Der von Europace monatlich berechnete Preisindex (EPX) stieg gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent, woran die Preisentwicklung bei neu gebauten Häusern den größten Anteil hatte. Die Jahresteuerungsrate sank allerdings von 2,0 auf 1,7 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte sie bei 3,3 Prozent gelegen.
Im Durchschnitt des dritten Quartal erhöhten sich die deutschen Hauspreise um 1,8 Prozent und lagen um 2,1 Prozent über dem Niveau des dritten Quartals 2013. Im zweiten Quartal hatten sich Wohnimmobilien um 1,8 Prozent auf Quartals- und um 2,0 Prozent auf Jahressicht verteuert.
Neu gebaute Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich im September um 1,0 Prozent und bestehende Häuser um 1,2 Prozent. Bei Eigentumswohnungen war der Anstieg mit 0,1 Prozent deutlich schwächer.
Der EPX ist ein hedonischer Index, der qualitative Unterschiede der Wohnimmobilien berücksichtigt. Das bedeutet, dass ein höherer Preis aufgrund einer höheren Qualität nicht als Preisanstieg gemessen wird. Er basiert auf tatsächlichen Immobilienfinanzierungstransaktionsdaten des Europace-Marktplatzes, über den rund 15 Prozent aller Immobilienfinanzierungen für Privatkunden in Deutschland abgewickelt werden.
Die auf dem elektronischen Marktplatz gewonnen Erkenntnisse stimmen zumindest teilweise mit denen des Verbands der Pfandbriefbanken (vdp) überein. Dessen quartalsweise erhobener Wohnimmobilienpreisindex stieg im zweiten Jahresviertel um 1,7 Prozent, lag allerdings um 4,8 Prozent über Vorjahresniveau. Preisdaten für das dritte Quartal wird der vdp Mitte November veröffentlichen.
Auf einen abnehmenden Preisdruck am Immobilienmarkt deuten auch Angaben des Online-Marktplatzes Immobilienscout24, die sich allerdings lediglich auf Angebotspreise für Eigentumswohnungen beziehen. "Von September 2013 bis September 2014 stiegen die Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen deutschlandweit nur noch um knapp 4 Prozent, im Jahresvergleich 2012 auf 2013 dagegen um fast 9 Prozent", teilte das Unternehmen mit.
Auch für die Metropolen München Hamburg, Frankfurt und Köln gilt demnach: Immobilien verteuern sich weiter, jedoch nicht so stark wie in den Vorjahren. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet offenbar Berlin. Seit Herbst 2013 verteuerten sich Eigentumswohnungen um neun Prozent.
Die Deutsche Bundesbank beobachtet die Entwicklung der Immobilienpreise nach eigener Aussage genau, sah aber bis zuletzt keine Anzeichen für eine Preisblase. Das liegt auch daran, dass Banken weiterhin hohe Kreditstandards einhalten und die Käufer selbst relativ viel Eigenkapital mitbringen. Zudem sind Wohnimmobilien in vielen Regionen immer noch billiger als in anderen europäischen Ländern.
Allerdings hat Deutschland in den vergangenen Jahren aufgeholt. Seit 2005 steigen die Preise, zuletzt im Jahr 2013 um über 3 Prozent. Die sehr niedrigen Zinsen machen den Kauf einer Immobilie derzeit aus zwei Gründen besonders interessant: Die Finanzierung ist günstig und die Rendite wahrscheinlich höher als die eines Sparbuchs oder einer Versicherung.
Diese Rahmenbedingungen könnten prinzipiell zu Preisübertreibungen führen, deren Korrektur die gesamte Volkswirtschaft belasten würde. Deshalb beobachtet die Bundesbank die Marktentwicklung und kann notfalls von Banken fordern, Hypothekenkredite mit mehr Eigenkapital zu hinterlegen.
Die Bundesbank veröffentlicht am 25. November ihren Finanzstabilitätsbericht, in dem sie sich üblicherweise auch zum Immobilienmarkt äußert. Einen ausführlichen Bericht zur Entwicklung der deutschen Immobilienpreise liefert sie meisten zu Jahresbeginn. Basis ist dann der Preisindex des Beratungsunternehmens bulwiengesa.
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October 22, 2014 05:43 ET (09:43 GMT)
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