Von Manuel Priego Thimmel
Ein Ende der nahezu täglichen Rekordjagd im DAX ist nicht in Sicht. Im März beginnt die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Kauf von Wertpapieren (QE). Das wird die Marktzinsen an den Anleihemärkten weiter nach unten drücken und die relative Attraktivität von Aktien noch weiter steigern. Unterstützend für die Börsen wirkt auch die sich aufhellende Wirtschaftssituation in der Eurozone. Daneben dürfte das QE-Programm dazu führen, dass der Euro weiter abwerten wird. Das wiederum wird die zukünftigen Unternehmensgewinne stützen.
Nach der historischen Januar-Sitzung dürfte die EZB-Sitzung am Donnerstag recht ereignislos verlaufen. Mehr als technische Details zu dem Kaufprogramm sind nicht zu erwarten. Allerdings könnten nach Einschätzung der Commerzbank die Wachstumsprognosen nach oben revidiert werden. Im Dezember hatten die EZB-Experten für die Eurozone im laufenden Jahr noch ein Plus von 1 Prozent erwartet. Dieses dürfte nun auf 1,3 Prozent angehoben werden. Das wird die Zentralbanker aber nicht an QE zweifeln lassen, denn die Inflationsrate wird noch lange auf niedrigem Niveau verharren.
Mit dem Beginn von QE wird auch der Abwertungsdruck auf den Euro weiter zunehmen. Insbesondere, da sich immer mehr abzeichnet, dass sich die US-Notenbank nicht mehr allzu lange Zeit lassen wird mit den ersten Leitzinserhöhungen. Im Juni, spätestens aber im September dürfte es soweit sein. Die Verwässerung des Euro durch QE und der Aufwertungsdruck auf den Dollar über steigende Zinsen könnte die Einheitswährung dann schnell Richtung Parität und darunter führen. Auf die Aktienmärkte wirkt der schwächere Euro vor allem über höhere Gewinne der exportlastigen Unternehmen.
Vielleicht noch wichtiger als die Währungs- ist die Anleiheseite. QE dürfte die Marktzinsen weiter drücken. Bereits aktuell weisen Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von sieben Jahre eine negative Realverzinsung auf. Dem steht eine Dividendenrendite von 2,7 Prozent im DAX gegenüber. Das ist zwar ein Zehnjahrestief - im Vergleich zu den an den Anleihemärkten erzielbaren Renditen erscheint sie aber attraktiv. Wie die Commerzbank anmerkt, ist die Dividendenrendite in der Zwischenzeit möglicherweise zur wichtigsten Bewertungkennzahl für die Börsen überhaupt geworden.
Zieht man andere Kennziffern heran, wie etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis, ist der DAX nicht mehr billig. Viel hängt daher von den Zentralbanken ab. Zwar werden mit dem Beginn des Leitzinserhöhungszyklus in den USA die Marktzinsen unter Aufwärtsdruck geraten. Dieser dürfte sich in der Eurozone aber dank des QE-Programms der EZB in Grenzen halten. Von Leitzinserhöhungen ist die Eurozone vermutlich noch viele Jahre entfernt. Damit stehen die Chancen gut, dass die Börsenkurse über anziehende Bewertungskennziffern weiter zulegen werden. Aktien sind derzeit alternativlos.
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February 27, 2015 07:44 ET (12:44 GMT)
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