24. Oktober 2014. Die bessere Verbraucherstimmung im Euroraum und die Aussicht auf zusätzliche Konjunkturpakete haben das Fieber etwas gesenkt und den Euro-Bund Future von seinem hohen Sockel heruntergeholt. Die Lage bleibt aber angespannt.
Am kommenden Sonntag werden die Ergebnisse des europäischen Bankenstresstests öffentlich gemacht. Von den 130 unter die Lupe genommenen Bilanzen gehören 24 zu deutschen Instituten. "Diesmal werden wohl nicht alle Banken die Prüfung bestehen", bemerkt Klaus Stopp von der Baader Bank. Mindestens elf Geldhäuser sollen es nach Informationen der spanischen Nachrichtenagentur Efe nicht geschafft haben, wobei hiesige Banken nicht dazu gehörten. "Wer durchfällt, dem droht im schlimmsten Fall die Abwicklung." Allerdings bekämen die Betroffenen zunächst 48 Stunden Zeit einen Notfallplan zu präsentieren, der die Schließung der beanstandeten Kapitallücken schlüssig darlegt.
Abwartende Haltung
Vor diesem Hintergrund übten sich Anleger nach Beobachtung von Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank tendenziell in Zurückhaltung. "Bei geringen Umsätzen standen zunächst erstklassige Staatsanleihen hoch im Kurs." Allerdings habe mit der besseren Stimmung der europäischen Verbraucher die Risikoaversion an den Bondmärkten in der zweiten Wochenhälfte wieder nachgelassen. Der Bund-Future kam von seinem Hoch bei 151,14 Prozent etwas zurück und notiert am Freitagmorgen bei 150,56 Prozent.
Dem deutschen Rentenmarkt zusätzlich zugesetzt hätten Nachrichten hinsichtlich des künftigen EZB-Anleihekaufprogramms. "Die Europäische Zentralbank zündet eine geldpolitische Rakete nach der anderen", bemerkt Stopp. Nach dem Aufkauf von Covered Bonds - das sind als besonders sicher geltende Wertpapiere mit hoher Deckung - ziele die Notenbank nun zusätzlich auf den Kauf von Unternehmensanleihen. "Konkrete Fahrpläne gibt es noch nicht." Das neue mögliche EZB-Instrument könne aber frühestens im ersten Quartal 2015 eingesetzt werden. "Erst am Montag hatte die Notenbank damit begonnen, kurzlaufende Covered Bonds aufzukaufen." Bislang seien französische und spanische Tranchen von 25 Millionen Euro aus dem Markt genommen worden.
Die Schützenhilfe für die Zentralbank vonseiten der europäischen Politik in Form eines angekündigten 300 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets ist für Stopp ein zweiseitiges Schwert. "Es ist gut, dass die Politik nicht alles der EZB überlässt." Andererseits werde das Geschenk vermutlich auf Pump finanziert.
Rückenwind für Bonds der HSH Nordbank
Die Nachricht, dass alle deutschen Banken den Stresstest vermutlich bestanden haben, sorgte für Aufschwung bei Bonds der HSH Nordbank, wie Gregor Daniel berichtet. Etwa hätte die Nachfrage nach zwei bis Juli 2017 laufenden Anleihen (WKNs HSH2H1, HSH2H2) wieder angezogen und den Kurs bis auf 80,25 bzw. 80,50 Prozent getrieben. Ebenso deckten sich Investoren mit einer variabel verzinsten HSH Nordbank-Anleihe (WKN 542696) ein, die gegenwärtig 7,68 Prozent bringe. "Die HSH Nordbank gehörte zu den Wackelkandidaten, weshalb die Werte im Vorfeld unter Druck waren", erklärt der Händler von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.
Hybridanleihen der Deutschen Postbank (WKN A0D24Z, A0DEN7) mit aktuellen Renditen von 2,53 Prozent legten laut Tillmann ebenfalls eine Rallye hin. "Hilfreich waren vermutlich auch gute Wirtschaftsmeldungen, die den DAX von seinen Tiefstständen bei 8.350 Punkten bis an die Marke von 9.000 Zähler zogen."
Goldman Sachs-Anleihe beliebt
Ein seit heute handelbarer fünfjähriger Floater von Goldman Sachs (WKN A1ZRPG) wird von Investoren laut Daniel gut nachgefragt. Bei einem Floater wird der Zinssatz jeweils für einen bestimmten Zeitraum festgelegt und gegebenenfalls an einen Referenzzinssatz wie den Euribor angepasst. Ebenso stünde eine im Juni 2020 fällige Selecta-Schuldverschreibung (WKN A1ZKY1) mit einem Kupon von 6,5 Prozent in dieser Woche hoch im Kurs, die mit einer Stückelung von 100.000 Euro eher institutionelle Anleger anspreche.
Griechenland kann Korsett nicht ablegen
Der freie Fall griechischer Staatsanleihen scheint vorerst vorbei. "Dennoch notieren die Hellas-Anleihen alle deutlich unter ihren Jahreshöchstständen", stellt Stopp fest. Griechenland verfehle vermutlich das Ziel, bald wieder auf eigenen finanziellen Beinen stehen zu können. Die Euphorie vom Frühjahr, als Griechenland mit einer fünfjährigen Anleihe (WKN A1ZGWQ) an die Kapitalmärkte zurückgekehrte, nennt der Händler eine "Luftnummer". Aufgrund der schlechten Bonität werde es schwer für das Land, den von Moody's errechneten zusätzlichem Kapitalbedarf von 20 Milliarden Euro im kommenden Jahr zu stemmen.
Aktuell notiert ein bis Februar laufender Hellas-Bond (WKN A1G1UB) auf einem Niveau von 72,23 Prozent, nachdem er Anfang September noch bei 83,72 Prozent lag. Auch ein in 2034 fälliger Langläufer (WKN A1G1UM) bewege sich mit derzeit 57,25 Prozent zwar deutlich über dem Jahrestief von 49,01 Prozent. "Vom Jahreshoch bei 71,60 Prozent ist er allerding auch weit entfernt."
Von Iris Merker, Deutsche Börse AG
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© 24. Oktober 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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