
EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hat auf die Gefahren einer längerfristigen Konjunkturflaute und langanhaltender Jugendarbeitslosigkeit in der Eurozone hingewiesen. Selbst ein "japanisches Szenario" mit einer langen konjunkturellen Stagnation hielt der Chef der österreichischen Notenbank für denkbar. Das sei etwas, was diskutiert werden müsse und worauf man sich wahrscheinlich auch vorbereiten müsse, sagte Nowotny am Montagabend bei einer Veranstaltung des Österreichischen Wirtschaftsmuseums.
Die jüngsten Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) seien notwendig, aber nicht hinreichend für den Wirtschaftsaufschwung, so Nowotny. "Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selber", wandelte Nowotny einen Ausspruch des Ökonomen John Maynard Keynes ab. "Vor dieser Situation stehen wir", meinte der Notenbanker.
Wann es für die Wirtschaft in Europa und Österreich wieder zu "normalen Zeiten" kommen werde, "ist nicht exakt voraussehbar", meinte Nowotny. Derzeit gebe es zwei mögliche Szenarien: Das eine sei der "normale" durch Auf- und Abschwünge gekennzeichnete, insgesamt aber positive Wirtschaftsverlauf. Das andere sei ein Szenario wie in Japan, wo es schon seit 20 Jahren niedriges Wachstum und niedrige Inflation und damit de facto eine längerfristige Stagnation gebe.
"Es ist unser Bemühen, dieses Szenario zu vermeiden", sagte Nowotny. Er geht auch davon aus, "dass wir wieder in eine Phase des Aufschwungs kommen werden". Dennoch müsse sich die Wirtschaftspolitik in der Eurozone darauf vorbereiten, auch bei geringerem Wachstum einen robusten Arbeitsmarkt zu gewährleisten.
Vor allem gehe es darum, dass die Jungen eine entsprechende Beschäftigung finden. "Denn die größte Gefahr - ökonomisch wie auch politisch - sehe ich in einer lang anhaltenden Arbeitslosigkeit von jungen Menschen. Das ist glaube ich die größte Herausforderung, vor der wir stehen", meinte Nowotny./ggr/chg/APA/jkr
AXC0060 2014-10-28/09:06