
Trotz der eingetrübten Konjunktur rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) vorerst nicht mit einer Jobkrise in Deutschland. Zur Begründung verwies sie am Mittwoch auf die weiter wachsende Zahl offener Stellen. Auch zeichne sich derzeit kein größerer Stellenabbau ab, wie Umfragen bei den 156 deutschen Arbeitsagenturen gezeigt hätten. Ähnlich beurteilen derzeit auch Volkswirte deutscher Großbanken die Lage. Die Arbeitslosenzahlen für Oktober will die Bundesagentur an diesem Donnerstag in Nürnberg bekanntgeben.
Nach BA-Erkenntnissen suchen Unternehmen trotz wachsender Konjunkturskepsis weiterhin in großem Umfang nach qualifizierten Mitarbeitern. Dadurch sei die Nachfrage nach Arbeitskräften im Oktober fast auf ein Dreijahres-Hoch geklettert, berichtete die Bundesbehörde unter Berufung auf den monatlich ermittelten Stellenindex BA-X. Der Indikator für das Stellenangebot in Deutschland kletterte im Oktober um 4 auf 175 Punkte. Damit setzte sich der Aufwärtstrend der vergangenen Monate fort.
Allerdings sei das gute Stellenangebot nicht nur Ausdruck guter Geschäfte der Unternehmen. Vielmehr wechselten Beschäftigte wegen der nach wie vor guten Arbeitsmarktlage häufiger als in Krisenzeiten ihre Stelle, gab die Bundesagentur zu bedenken. Dadurch gebe es mehr freie Stellen als sonst.
Inzwischen sind auch die Chefs der deutschen Arbeitsagenturen wieder zuversichtlicher als im Sommer. Für die nächsten drei Monate rechnen sie laut jüngstem IAB-Arbeitsmarktbarometer allenfalls mit leicht sinkender Arbeitslosigkeit. Der entsprechende Indexwert kletterte im Oktober um 0,3 auf 100,5 Punkte. Der Wert 100 markiert Gleichstand, darüber liegende Werte hingegen sinkende Arbeitslosigkeit.
Von einer verhaltenen Entwicklung in den kommenden Monaten gehen auch Volkswirte deutscher Großbanken aus. Im Oktober ist nach ihren Berechnungen die Erwerbslosigkeit im Zuge des jährlichen Herbstaufschwungs zwar um rund 50 000 auf 2,76 Millionen gesunken; um jahreszeitliche Einflüsse bereinigt erwarteten sie hingegen eine Stagnation, eventuell sogar eine leichte Zunahme.
"Die weltweite Konjunkturschwäche zieht sich doch ziemlich hin, und auch die Ukraine-Krise hat stärkere Schleifspuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen", sagte Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. "Es sind vor allem die europäischen Volkswirtschaften, die Sorgen machen." Auch DZ-Bank-Experte Michael Holstein sieht die Konjunkturschwäche allmählich am hiesigen Arbeitsmarkt ankommen. Seine Schlussfolgerung: "Bis zum Jahresende wird es nicht zu einer durchgreifenden Besserung kommen."/kts/DP/jkr
AXC0141 2014-10-29/14:20