
Überraschend rasant hat sich der deutsche Export vom Einbruch im August erholt. Im September stiegen die Ausfuhren zum Vormonat um 5,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Volkswirte hatten das Plus auf lediglich 2,7 Prozent geschätzt. Insgesamt haben heimische Unternehmen Waren im Gesamtwert von 102,5 Milliarden Euro ins Ausland geliefert - das war der höchste jemals gemeldete Monatswert. Das bisherige Rekordniveau vom Juli 2014 wurde nochmals um 1,4 Milliarden Euro übertroffen. Im Vergleich zum September 2013 stiegen die Ausfuhren um 8,5 Prozent.
Gleichzeitig stiegen die Einfuhren binnen Monatsfrist um 5,4 Prozent. Ökonomen hatten mit einem Plus von 1,1 Prozent gerechnet. Das unerwartet kräftige Einfuhrplus deutet auf eine stärkere Binnennachfrage hin. Verglichen mit dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Importe um 8,4 Prozent auf 80,6 Milliarden Euro.
Die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" entwickelte sich vor allem in Ländern außerhalb der Eurozone sehr stark. Die Exporte in die EU-Länder, die wie Großbritannien nicht dem Euroraum angehören, kletterten binnen Jahresfrist um 13,8 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Die Lieferungen in Drittländer stiegen ebenfalls zweistellig um 10,5 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in den Euroraum lagen im September mit 36,5 Milliarden Euro 3,4 Prozent über Vorjahr.
"Insgesamt zeigen die Daten den positiven Effekt der anziehenden Konjunktur in den USA und UK sowie erste Effekte des zuletzt geringeren Außenwertes des Euro", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. Beides zusammen scheine den negativen Russland-Effekt zu überlagern.
Nach dem starken Juli und dem Einbruch im August, der nicht zuletzt den späten Ferien samt Werksferien in der Automobilindustrie geschuldet sein dürfte, kann die deutsche Exportwirtschaft insgesamt auf ein erfreuliches drittes Quartal zurückblicken. Die Ausfuhren lagen um 2,9 Prozent über dem Wert des Vorquartals, wie Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg vorrechnete: "Die guten Handelsdaten rufen in Erinnerung, dass Deutschland nach wie vor stark und wettbewerbsfähig ist."
Nach Überzeugung der BayernLB stützt der Außenhandel die deutsche Konjunktur insgesamt: "Die heutigen Handelsdaten stützen unsere Einschätzung, wonach die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal nicht geschrumpft ist". Nach dem Minus der Wirtschaftsleistung zuvor dürfe im Sommer unter dem Strich sogar ein kleines Wachstum stehen: "Eine höhere Dynamik wird allerdings derzeit sowohl durch die Unsicherheit und die Sanktionen im Russland-Konflikt als auch durch die schwache konjunkturelle Entwicklung anderer großer Euroländer verhindert."/hqs/DP/jsl
AXC0099 2014-11-07/11:33