
Am deutschen Aktienmarkt bleibt es spannend: Experten sind sich uneins, ob die seit Mitte Oktober laufende Erholungsrally anhält. Neben der laufenden Berichtssaison der Unternehmen gibt die Geldpolitik den Takt vor. Die bange Frage ist, ob die Sorgen um die Konjunktur zurückkehren, die die Märkte von ihren Höchstständen im Sommer stürzen ließen.
"Die gute Stimmung könnte den Dax
Zuletzt hatte die Bank of Japan überraschend den Geldhahn noch weiter aufgedreht, während die Europäische Zentralbank (EZB) zumindest die Bereitschaft zu weiteren Maßnahmen signalisiert hatte. Bader erinnerte auch daran, dass die externen Belastungen keliner geworden seien. So hätten beispielsweise die Ängste wegen einer Ausbreitung der Ebola-Epidemie nachgelassen.
Das Dax-Rekordhoch bei 10 050,98 Punkten aus dem Juni ist dem LBBW-Experten zufolge "allerdings momentan außer Reichweite". Die jüngsten Quartalsberichte in den USA und Europa hätten zwar per saldo die Erwartungen knapp übertroffen, die Ausblicke seien aber eher vorsichtig ausgefallen. Wegen der hierzulande schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollten die Erwartungen allerdings schon so gedämpft sein, dass negative Überraschungen deutscher Unternehmen die Ausnahme bleiben sollten.
Für Daniel Saurenz von Feingold Research "läuft die Jahresendrally auf vollen Touren". Nach einem Anstieg um fast 1000 Punkte sei der Dax allerdings "anfällig für Gewinnmitnahmen", warnte der Analyst. Es gebe weiter ungelöste Probleme, die verdrängt und von der Geldpolitik der Notenbanken überlagert würden. Für die Aktienmärkte spreche aber, dass die Alternativen für die Anleger "angesichts von Nullzinsen sehr rar gesät sind".
Dagegen hält Marktstratege Markus Reinwand von der Landesbank Helaba die Chancen auf einen weiteren Gipfelsturm für "nicht besonders gut". Reinwand gibt die schwache Kursentwicklung börsennotierter Zeitarbeitsfirmen seit Jahresbeginn zu denken. Sie sei ein konjunktureller Frühindikator, da sich die Unternehmen bei schlechten Geschäftsaussichten als erstes von ihren Leiharbeitern trennten.
Auch die Wertpapierspezialisten der DZ Bank sind vorsichtig: "Nach fünf Jahren Kursaufschwung ist es derzeit kaum noch möglich, lukrative Investments auf der Aktienseite zu finden", heißt es in einer aktuellen Einschätzung. In Europa seien die Kurse der Gewinnentwicklung der Unternehmen aber immerhin weniger weit enteilt als in den USA.
Etwas mehr Ruhe nach der abgelaufenen turbulenten Woche erwartet Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Seitens der Konjunktur könnten am Montag Preisdaten aus China für Kursschwankungen sorgen. Am Donnerstag steht die Industrieproduktion der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft auf der Agenda.
Der Fokus sollte sich Lipkow zufolge aber auf die amerikanischen Import- und Exportpreise am Freitag richten, da die US-Notenbank Fed "mit Argusaugen" die Preisentwicklung beobachte. Dazu kommt der Einzelhandelsumsatz - ein wichtiger Indikator für den Konsum, der rund 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung ausmacht.
In Europa müssen die Anleger laut Postbank auf die Erstschätzungen zum Wirtschaftswachstum in der Eurozone sowie den drei größten Mitgliedsländern Deutschland, Frankreich und Italien schauen. Die Daten zum dritten Quartal dürften zwar etwas besser als im ernüchternden Vorquartal ausfallen - "von einer deutlichen Belebung kann aber wohl erneut nicht gesprochen werden".
Unterdessen geht die deutsche Berichtssaison schwungvoll weiter.
Den Anfang bei den Dax-Unternehmen macht am Dienstag der
Konsumgüterhersteller Henkel
Daneben dürfte am Dienstag die Erstnotiz von Hella im Prime Standard der Deutschen Börse auf Interesse stoßen. Bei einer weiteren Privatplatzierung hatte der Autozulieferer Papiere zum Preis 26,50 Euro exakt in der Mitte der Preisspanne von 25 bis 28 Euro verkauft./gl/das/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0017 2014-11-10/05:50