
In der Eurozone bleibt der Preisdruck trotz immer neuer Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen eine zu niedrige Inflation schwach. Erneut sind die Inflationserwartungen professioneller Beobachter gesunken. Darauf weist eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) im Monatsbericht vom Donnerstag hin. Die befragten Finanzfachleute erwarten sowohl für das laufende Jahr als auch für die kommenden Jahre einen geringeren Preisauftrieb.
Die Verbraucherpreise dürften demnach 2014 um 0,5 Prozent steigen (bisher: 0,7 Prozent), 2015 um 1,0 (1,2) Prozent und 2016 um 1,4 (1,5) Prozent. Langfristig liegen die Erwartungen bei 1,8 (1,9 Prozent). Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp zwei Prozent an.
Die Gründe für die schwache Inflation liegen unter anderem bei der schwachen Konjunkturentwicklung in der Eurozone und dem rapiden Verfall der Ölpreise. Die neuen Prognosen dürften die Notenbank unter Druck setzen, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern. Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen sieht in den Daten "ein geradezu gefundenes Fressen für die Verfechter weiter expansiver Maßnahmen im EZB-Rat".
Außerdem senkten die von der EZB befragten Experten ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr und die kommenden Jahre. Demnach gehen die Fachleute davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum bis zum Jahr 2016 um jeweils 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte niedriger als bisher gedacht ausfallen dürfte.
Die Umfrageergebnisse hatten dem EZB-Rat bereits in der vergangenen Woche und damit vor den jüngsten geldpolitischen Beschlüssen vorgelegen. EZB-Chef Mario Draghi dürfte nach Einschätzung der Commerzbank die Daten im Hinterkopf gehabt haben, als er die Ausschüsse des Eurosystems zum Ausarbeiten der Details eines möglichen breitangelegten Kaufs von Staatsanleihen durch die Notenbank beauftragte./jkr/fr
AXC0115 2014-11-13/10:16