BERLIN (AFP)--Im turbulenten Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL sieht die Deutsche Bahn keinen Grund für neue Streiks. In den Gesprächen über einen Flächentarifvertrag hätten sich beide Seiten am vergangenen Mittwoch "weitestgehend angenähert", die Kernforderungen der Gewerkschaft seien "in mehrfacher Hinsicht" erfüllt, erklärte der Konzern am Dienstag in Berlin. Das bisher ausgearbeitete Grundkonzept trage die "Handschrift der GDL", betonte Personalvorstand Ulrich Weber. "Was auf dem Tisch liegt, bietet nicht den geringsten Grund für Streiks."
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte die Verhandlungen in der vergangenen Woche überraschend für gescheitert erklärt. Nach ihrer Darstellung hatte die Deutsche Bahn erneut identische Tarifabschlüsse von GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zur Bedingung gemacht. Sie forderte den Konzern auf, bis Mittwoch ein Verhandlungsprotokoll zu unterzeichnen. Ansonsten werde über neue Streiks beraten.
Die Deutsche Bahn wies das von der GDL vorgelegte Verhandlungsprotokoll zurück. Der Konzern sei zwar bereit, ein solches Dokument zu unterschreiben, erklärte Weber. Die Version der GDL gebe jedoch nicht den Stand der gemeinsamen Verhandlungen wieder, sondern enthalte "Maximalforderungen" der Gewerkschaft, kritisierte er.
Als Reaktion auf das Verhandlungsprotokoll der Gewerkschaft legte die Arbeitgeberseite Eckpunkte für eine neue Fassung vor, die den Angaben zufolge den Stand der Gespräche vom 11. Februar widerspiegeln. Dieser Vorschlag solle "Ruhe" in die Tarifverhandlungen mit der GDL bringen, erklärte die Deutsche Bahn. Weber forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Es sei in der Verantwortung beider Tarifvertragsparteien, Schaden vom Unternehmen und den Kunden abzuwenden.
Ungeachtet der Streitigkeiten mit der GDL setzt die Deutsche Bahn am Mittwoch in Frankfurt am Main ihre Tarifverhandlungen mit der ungleich größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft fort. Der Tarifkonflikt läuft bereits seit vergangenem Sommer und war lange Zeit vor allem durch einen Machtkampf der beiden Gewerkschaften geprägt. Anders als die EVG hat die GDL bereits sechs Mal gestreikt.
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February 17, 2015 08:55 ET (13:55 GMT)