
Von Andreas Plecko
Die Bundesbank attestiert der deutschen Wirtschaft eine konjunkturelle Schwächephase bei normal ausgelasteten Kapazitäten. Mit einem Zuwachs von lediglich 0,1 Prozent habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal nur sehr verhalten zugelegt, erklärten die Konjunkturexperten der Bundesbank in ihrem Monatsbericht für November. "Der Expansionspfad der deutschen Wirtschaft flacht sich damit in der Grundtendenz seit Jahresbeginn ab", hieß es im Bericht.
Die konjunkturelle Abkühlung sei vom produzierenden Gewerbe ausgegangen. Die Industrie verzeichne seit Jahresbeginn keine Auftragszuwächse, und die Stimmung der Unternehmen habe sich spürbar verschlechtert. In den konsumnahen Dienstleistungsbranchen seien die Geschäfte dagegen besser gelaufen. Hier habe die gute Stimmung der Privathaushalte, die von Einkommenszuwächsen und einer guten Arbeitsmarktslage befördert worden sei, eine entscheidende Rolle gespielt.
Die verhaltene Konjunkturentwicklung habe bislang einer weiteren Belebung des Arbeitsmarktes aber nicht im Weg gestanden, hielt die Bundesbank fest. Der Beschäftigungszuwachs habe im Sommer erneut ausschließlich auf der Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beruht. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen schwanke seit einem halben Jahr in saisonbereinigter Rechnung um 2,9 Millionen Personen, die Arbeitslosenquote verharre bei 6,7 Prozent.
"Die weiter eingetrübten Konjunkturerwartungen und der stagnierende Auftragseingang deuten auf eine recht schwunglose Wirtschaftsentwicklung in Deutschland mindestens bis zum Jahresende 2014 hin", meinte die Bundesbank. "Die globale Güternachfrage ist zwar weiterhin expansiv ausgerichtet, es fehlt ihr aber derzeit an kräftigen Impulsen." So lasse etwa eine spürbare Erholung in den Euroländern weiter auf sich warten.
Allmählich belebende Impulse erhofft sich die Bundesbank von der erheblichen Abwertung des Euro und dem stark gefallenen Ölpreis. "Die binnenwirtschaftliche Grunddynamik kann sich aufgrund der guten Arbeitsmarktlage, der kräftigen Zuwanderung und der spürbaren Lohnsteigerungen nach wie vor auf den privaten Konsum stützen", hieß es. Die Erholungstendenz bei den Unternehmensinvestitionen werde sich angesichts erhöhter globaler Risiken und der Ungewissheit über die Wirtschaftspolitik möglicherweise erst mit Verzögerung wieder durchsetzen.
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November 17, 2014 06:00 ET (11:00 GMT)
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