
Die Europäische Zentralbank (EZB) sagt nationalen Sonderregeln für Banken in der Eurozone den Kampf an. Es gebe bei der Umsetzung der international abgestimmten verschärften Vorgaben fast 100 Ausnahmen, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger am Dienstag in Frankfurt. Die EZB werde prüfen, ob diese Sonderregeln dem Ziel gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Institute in Europa widersprächen. Es gehe nicht darum, dass am Ende nur gleichförmige Banken stünden. Ziel sei ein robustes Finanzsystem, in dem alle Banken gleich behandelt würden.
Bedenken äußerte Lautenschläger etwa bei der Einbeziehung von latenten Steueransprüchen oder der Höhe von Firmenwerten in die Kapitalpuffer. Zudem werde die EZB, die seit Anfang November die größten Banken im Euroraum zentral überwacht, die großen Unterschiede zwischen Banken bei der Berechnung eigener Risiken kritisch unter die Lupe nehmen. "Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahren in jedes einzelne Modell hineinschauen", sagte Lautenschläger.
Ähnlich äußerte sich der Chef der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA, Andrea Enria. Er kündigte an, die Risikomodelle in der gesamten Europäischen Union transparenter und nachvollziehbarer machen zu wollen.
Auch Institute, die die jüngsten Checks erfolgreich bestanden haben, dürften sich nicht zurücklehnen, sagte Lautenschläger. Es laufe bereits ein weiterer Bewertungsprozess der Institute. Diesen solle es künftig jedes Jahr geben, um mögliche Schwachstellen bei Kapitalpuffern, aber auch in der Geschäftspolitik der Banken aufzudecken, erklärte Lautenschläger.
Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret warnte vor zu großen Erwartungen an die neue Aufsicht. Es sei nicht ihre Aufgabe, Banken vor dem Scheitern zu bewahren. "Wir sollten nicht erwarten, dass Aufseher die besseren Banker sind." Für den Erfolg einer Bank und das richtige Geschäftsmodell sei die Bank selbst verantwortlich. Aufseher sollten sich darauf beschränken, bei Zweifeln an der Stabilität einer Bank höhere Kapital- und Liquidtätspuffer zu verlangen./enl/bgf/stb
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