Von Benjamin Krieger
Die Jahresendrally an den Börsen scheint ins Rollen zu kommen. Ein überraschend starker Anstieg der Konjunkturerwartungen von Finanzmarktakteuren hat die Kurse am Dienstag nach oben getrieben, vor allem die am deutschen Aktienmarkt. Der DAX setzte sich mit einem Anstieg von 1,6 Prozent auf 9.457 Punkte klar an die Spitze der großen europäischen Börsenindizes. Zum Vergleich: Der Euro-Stoxx-50 rückte um 1,2 Prozent auf 3.120 Zähler vor und der Stoxx-50 lediglich um 0,5 Prozent.
Die monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlichten Konjunkturerwartungen sind im November erstmals in diesem Jahr gestiegen und haben die Erwartungen deutlich übertroffen. "Insbesondere der nachlassende Außenwert des Euro, deutlich sinkende Ölpreise und per saldo stabile Aktienmärkte dürften zu der aktuellen Stimmungsaufhellung beigetragen haben", sagte Johannes Jander von der Helaba.
Deutsche Aktien stehen auf den Kauflisten von Fondsmanagern ganz oben. Laut einer monatlichen Umfrage der Bank of America-Merrill Lynch wollen 111 befragte Fondsmanager, die zusammen rund 250 Milliarden Dollar verwalten, im kommenden Jahr in deutschen Aktien mit 49 Prozent übergewichtet sein. Im Oktober betrug dieser Wert nur 13 Prozent. "Deutschland war im November das populärste Land", sagte Anlagestratege Manish Kabra von Merrill Lynch.
Der erfreuliche ZEW-Index stützte auch den Euro, der im späten Handel zum US-Dollar bis auf 1,2546 aufwertete nach einem Tagestief von 1,2444 im asiatischen Handel. Allerdings hat sich damit an der Seitwärtsbewegung des Euro der vergangenen Wochen um die Marke von 1,25 Dollar nichts geändert. Am Rentenmarkt gaben Bundesanleihen am Nachmittag nach - belastet von überraschend stark gestiegenen Inflationsdaten aus den USA.
Aktien legten auf breiter Front zu, alle 30 DAX-Schwergewichte verzeichneten Kursgewinne. Anleger gingen wieder Risiken ein, denn gekauft wurden vor allem konjunktursensible Papiere aus den Branchen Automobilbau, Chemie, Bau und Technologie. Diese europäischen Sektorindizes gewannen zwischen 1,2 und 1,5 Prozent hinzu.
Die Deutsche Bank emittiert für mindestens 1 Milliarde US-Dollar Wertpapiere, um so das Kernkapital aufzustocken. Die Aktie legte um 1,1 Prozent zu. Analysten der BNP Paribas schätzen, dass die Dollar-Anleihe mit einem Kupon von 7,5 Prozent ausgestattet wird.
Kursverlierer waren europaweit die Ausnahme. Easyjet gaben um 1,2 Prozent nach. Für Enttäuschung unter Investoren sorgte, dass der Billigflieger trotz reichlich Cash noch keine Sonderdividende zahlen will. In London gaben die Papiere der großen, weltweit tätigen Bergwerkskonzerne nach. Sie waren jüngst vom steigenden Goldpreis gestützt worden. Der Preis für die Feinunze Gold stieg am Dienstag weiter und erstmals seit Ende Oktober wieder über die Marke von 1.200 Dollar.
Aktien von Airbus verloren 2,6 Prozent, nachdem die Credit Suisse die Bewertung der Aktie mit "Underperform" aufgenommen hatte. Eine Hochstufung auf "Neutral" von "Untergewichten" durch J.P. Morgan ließ die Aktie des spanischen Ölkonzerns Repsol um 2,2 Prozent zulegen. Die Bank Exane BNP hat Michelin auf "Underperform" gesenkt, was den Kurs um 0,8 Prozent nachgeben ließ.
Bei den deutschen Nebenwerten stiegen Wirecard um 3,9 Prozent. Der Bezahldienstleister kooperiert mit dem Kreditkartenkonzern Visa im Geschäft mit Prepaid-Karten und expandiert damit in Südostasien. Sixt sprangen um 8,6 Prozent nach oben. Der Autovermieter verdiente im dritten Quartal mehr als man am Markt erwartet hatte. Eine zehnprozentige Kapitalerhöhung lastete schwer auf Zooplus, der Kurs fiel um 9,3 Prozent.
Europäische Schlussstände von Dienstag, den 18. November 2014:
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.118,39 +33,60 +1,1% +0,3% Stoxx-50 3.015,15 +14,65 +0,5% +3,3% Stoxx-600 339,13 +1,88 +0,6% +3,3% XETRA-DAX 9.456,53 +150,18 +1,6% -1,0% FTSE-100 London 6.709,13 +37,16 +0,6% -0,6% CAC-40 Paris 4.262,38 +36,28 +0,9% -0,8% AEX Amsterdam 417,16 +3,09 +0,7% +3,8% ATHEX-20 Athen 296,24 +11,59 +4,1% -23,0% BEL-20 Brüssel 3.200,01 +30,13 +1,0% +9,4% BUX Budapest 17.449,50 +139,11 +0,8% -6,0% OMXH-25 Helsinki 2.948,97 +32,41 +1,1% +4,0% ISE NAT. 30 Istanbul 100.392,84 +1121,42 +1,1% +21,8% OMXC-20 Kopenhagen 741,86 +5,66 +0,8% +20,5% PSI 20 Lissabon 5.178,74 +48,43 +0,9% -20,3% IBEX-35 Madrid 10.432,90 +123,90 +1,2% +5,2% FTSE-MIB Mailand 19.352,95 +136,21 +0,7% +2,0% RTS Moskau 1.020,77 +16,64 +1,7% -29,2% OBX Oslo 549,89 +2,53 +0,5% +9,2% PX Prag 973,24 +12,52 +1,3% -1,6% OMXS-30 Stockholm 1.432,38 +12,46 +0,9% +7,5% WIG-20 Warschau 2.431,23 +12,45 +0,5% +1,3% ATX Wien 2.228,52 +31,23 +1,4% -12,5% SMI Zürich 8.972,54 +45,49 +0,5% +9,4% DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.35 Uhr Mo, 18.04 Uhr EUR/USD 1,2538 0,42% 1,2486 1,2455 EUR/JPY 146,47 0,60% 145,60 145,01 EUR/CHF 1,2012 -0,01% 1,2013 1,2016 USD/JPY 116,78 0,15% 116,60 116,43 GBP/USD 1,5648 -0,06% 1,5658 1,5648 ===
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November 18, 2014 12:18 ET (17:18 GMT)
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