
Von Hans Bentzien
Der Stress im Bankensektor des Euroraums hat sich nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter verringert. Doch obwohl die Banken weitere Fortschritte bei der Reparatur ihrer Bilanzen gemacht haben, sieht die EZB durchaus Risiken für die Finanzstabilität, wie aus ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht hervorgeht. Ganz vorne dabei: Das schwache Wirtschaftswachstum und die weltweite Jagd nach Rendite, kombiniert mit einer steigenden Verschuldung des Schattenbankensektors.
"Der systemische Stress im Finanzsystem des Euroraums ist trotz zwischenzeitlicher Turbulenzen auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn der Finanzkrise 2007", teilte die EZB zur Veröffentlichung ihres Finanzstabilitätsberichts mit. Die Banken hätten, auch wegen der umfassenden Prüfung durch die EZB, weitere Fortschritte bei der Bilanzreparatur gemacht. Allerdings könnte das schwache Wirtschaftswachstum im Verein mit der Jagd nach Rendite zu höheren Stabilitätsrisiken führen.
Die EZB verwies darauf, dass die Vergabe von Krediten durch Banken trotz der außerordentlichen Unterstützung durch die EZB schwach bleibe, was an der schwachen Nachfrage und zumindest teilweise an ungünstigen Angebotsbedingungen liege.
Die EZB sieht drei Hauptrisiken für die nächsten anderthalb Jahre, die einander verstärken könnten: Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verschuldung des Schattenbankensektors ein abruptes Ende der Jagd nach Rendite, kombiniert mit Liquiditätsengpässen; eine anhaltend niedrige Profitabilität der Kreditinstitute in einem schwachen Wachstumsumfeld; neue Zweifel an der Schuldentragfähigkeit angesichts niedriger Wachstumsraten und einer schwankenden Entschlossenheit zu finanzpolitischen- und Strukturreformen.
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November 27, 2014 06:09 ET (11:09 GMT)
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