
Von Andreas Kißler
BERLIN--Die Stimmung der deutschen Verbraucher hat sich deutlicher verbessert als von Experten erwartet und damit Hoffnungen auf eine Beschleunigung der Konjunktur genährt. Zuvor waren bereits andere Wirtschaftsbarometer gestiegen. Die Konsumforscher der GfK ermittelten für Dezember einen weiteren Anstieg ihres Indikators zum Konsumklima auf 8,7 von 8,5 Punkten im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur einen Anstieg auf 8,6 Zähler erwartet.
"Die Stimmung der Verbraucher hat sich im November insgesamt weiter stabilisiert", erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl. "Das Konsumklima verbessert sich zum Jahresende." Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung legten zum zweiten Mal in Folge zu, während die Konjunkturerwartung geringe Verluste verzeichnete.
"Die anhaltend angespannte geopolitische Lage in Verbindung mit der konjunkturellen Abkühlung im Euroraum verunsichert die deutschen Verbraucher zunehmend", konstatierte Bürkl. Dies zeige sich an den rückläufigen Konjunkturaussichten. Sowohl auf die Einkommensaussichten als auch auf die Konsumneigung der Verbraucher wirkten sich diese Entwicklungen aber bisher nicht aus.
Die Konjunkturerwartung verliert nach Angaben der Nürnberger Marktforscher 2,7 Zähler und liegt nun bei 1,6 Punkten. Damit halte sich der Indikator noch knapp über seinem langjährigen Durchschnittswert von null Punkten. Ein niedrigerer Wert wurde laut GfK zuletzt im Juni 2013 mit 1,1 Punkten gemessen.
Im Hinblick auf ihre eigenen Einkommensaussichten zeigten sich die Verbraucher aber im November demnach unbeeindruckt von der schwächelnden Konjunktur. Die Einkommenserwartung legte deshalb zum zweiten Mal in Folge leicht zu und kletterte auf 48,5 Punkte, was einem Plus von 1,6 Zählern im Vergleich zum Vormonat entsprach. Die Anschaffungsneigung stieg um 1,9 auf 47,5 Punkte.
Die Gründe für die gute Konsumlaune sind nach Angaben der Konsumforscher die gleichen wie in den vergangenen Monaten. Eine stabile Arbeitsmarktlage fördere die Planungssicherheit für größere Anschaffungen, und die Furcht, den Job zu verlieren, sei gering. Mit dem schon längere Zeit rückläufigen Rohölpreis kommt nach ihrem Dafürhalten ein weiterer Faktor hinzu, denn er wirke sich mehr und mehr auch auf die Energiepreise aus.
"Das Konsumklima erweist sich weiter als Fels in der Brandung eines schwächelnden konjunkturellen Umfeldes", betonte Bürkl. So sorgten laut Statistischem Bundesamt die privaten Haushalte mit kräftig erhöhten Konsumausgaben dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal zumindest leicht um 0,1 Prozent zugelegt habe. Die deutschen Verbraucher verhinderten so ein Abrutschen der Wirtschaft in die Rezession.
Damit der Konsum weiterhin seiner Rolle als wesentliche Stütze der Konjunktur gerecht werden könne, dürfe sich die Lage in den internationalen Krisenregionen allerdings nicht weiter verschärfen, erklärte die GfK. Dazu gehöre auch, dass die betroffenen westafrikanischen Länder und die internationale Gemeinschaft die Ebola-Epidemie in den Griff bekämen. "Ein Ausbreiten von Ebola in Europa würde auch ein Risiko für die gute Konsumkonjunktur in Deutschland darstellen", warnten die Konsumforscher aus Nürnberg.
Die Erhebungen der GfK fügen sich in ein günstigeres Indikatorenbild der vergangenen Tage ein. So stieg der am Montag veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex überraschend um 1,5 Zähler auf 104,7 Punkte. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbesserte sich damit im November erstmals seit sechs Monaten wieder. Vergangene Woche hatte der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren bereits wesentlich stärker zugelegt als erwartet.
Beide Indikatoren hatten bei Volkswirten die Erwartung geweckt, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal kräftiger steigen könnte als im dritten. Jüngste Berechnungen der Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am Mittwoch veröffentlicht wurden, gehen allerdings auch für den Zeitraum von Oktober bis Dezember nur von einer Steigerung um weitere 0,1 Prozent aus. Auch die Berliner Ökonomen gehen aber davon aus, dass der private Verbrauch "im Schlussquartal weiter gut laufen" dürfte.
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November 27, 2014 07:00 ET (12:00 GMT)
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