
Von Andreas Plecko
Die rückläufigen Erdölpreise zügeln weiter die Inflation in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer ersten Schätzung berichtete, sank die jährliche Inflationsrate im November auf 0,6 von 0,8 Prozent im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen solchen Rückgang erwartet. Die Sorgen über einen wachstumshemmenden Preisverfall dürften damit anhalten.
Binnen Monatsfrist stagnierten die Verbraucherpreise, wie die Statistiker auf der Basis von Daten aus mehreren Bundesländern mitteilten. Das entsprach ebenfalls der Prognose von Volkswirten.
Im Jahresvergleich verbilligte sich insbesondere Energie, während Dienstleistungen und Wohnungsmieten deutlich anzogen. Bei Lebensmitteln und Waren gab es im Schnitt nur kleine oder gar keine Preisänderungen.
Der für europäische Vergleichszwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stagnierte im November gegenüber dem Vormonat, auf Jahressicht erhöhte er sich um 0,5 Prozent. Der HVPI entwickelte sich damit entsprechend der Prognose.
Für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der HVPI maßgeblich. Die EZB strebt für den gesamten Euroraum eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent an, was auch als Sicherheitspuffer gegen eine Deflation gedacht ist. Derzeit liegt die Inflation im Euroraum bei nur 0,4 Prozent, nahe der niedrigsten Rate seit fünf Jahren.
Eine Deflation ist besonders schädlich für Unternehmen, weil sie in einem schwachen Wirtschaftsumfeld ihre Verkaufspreise für Güter und Dienstleistungen senken müssen, um ihre Marktanteile zu halten. Die Produktionskosten und die Löhne sind dagegen viel weniger flexibel, weshalb die Gewinnmargen der Firmen schnell unter Druck geraten.
Die Preisentwicklung in Deutschland dürfte sich auch in den vorläufigen Inflationszahlen für die Eurozone widerspiegeln, die am Freitag auf der Agenda stehen.
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November 27, 2014 08:00 ET (13:00 GMT)
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