Von Archibald Preuschat
KÖLN--Der Chef von Unitymedia glaubt nicht, dass die amerikanische Muttergesellschaft Liberty Global ihr Geschäft hierzulande alsbald verkauft. "Ich sehe keine Dringlichkeit für einen solchen Schritt", sagte Lutz Schüler dem Wall Street Journal Deutschland im Interview.
Schüler verweist zur Begründung auf den ungebrochenen Wachstumstrend des zweitgrößten deutschen Kabelnetzbetreibers. "Das haben sie in unseren Zahlen im dritten Quartal gesehen und auch im laufenden vierten Quartal geben wir Vollgas," sagte Schüler.
Schon seit Monaten halten sich Gerüchte, dass Vodafone an der Nummer zwei der deutschen Kabelbranche interessiert sei. Erst unlängst kauften die Briten für 10 Milliarden Euro Kabel Deutschland und verstärkten sich auch andernorts in Europa mit Kabelnetzbetreibern.
Dahinter steckt die Erwartung der Industrie, dass sich die explodierenden Datenmengen nur noch im Mix zwischen Breitband-Internetanschlüssen und Mobilfunk bewältigen lassen und zudem Kunden alle Telekommunikationsdienstleistungen, ob zu Hause oder unterwegs aus einer Hand wünschen.
Unitymedias Mutterhaus, die vom Medienmogul John Malone kontrollierte Liberty Global, verfolgte ebenso wie Vodafone den Plan der Kabel Deutschland Übernahme, zog sich aber zurück, da sich kartellrechtliche Hürden auftürmten. Vodafone genehmigte die EU-Kommission indes den Kabel Deutschland-Zukauf ohne größere Auflagen.
Seitdem hat sich die Meinung in der Branche festgesetzt, dass auch ein Kauf von Unitymedia durch Vodafone die Genehmigung der Kartellwächter finden könnte. Nicht zuletzt Vodafone Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum betonte wiederholt öffentlich die industrielle Logik, die weißen Flecken im Kabelnetz zu schließen, ohne jedoch konkrete Kaufabsichten zu bestätigen.
Unitymedia ist auf drei, wenn auch bevölkerungsreiche Bundesländer beschränkt: Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden Württemberg. Schüler ficht das nicht an: "Immerhin erreichen wir ein Drittel der deutschen Haushalte und innerhalb der europäischen Beteiligungen von Liberty Global sind wir das Zugpferd."
Schüler sieht aber sehr wohl auch die Notwendigkeit, die Grenzen zwischen dem Festnetz zu Hause und mobilem Datenempfang aufzuheben. "Als nächstes werden wir unseren Kunden WLAN anbieten," kündigt er an, will sich aber noch nicht auf einen Termin festlegen lassen.
In den Niederlanden haben die dortigen Liberty Global-Töchter UPC und Ziggo ihre Kunden bereits mit Doppelroutern ausgestattet, die einerseits die Wohnung der Kunden versorgen, gleichzeitig aber auch ein öffentliches WLAN-Netz schaffen. Unitymedia hat ebenfalls Verträge mit Telefonica Deutschland zur Nutzung deren Mobilfunknetzes.
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com
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November 27, 2014 09:04 ET (14:04 GMT)
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