Liebe Leserin, lieber Leser,
letzte Woche hatte ich an dieser Stelle die Aktie "Adler Modemärkte" analysiert.
Siehe Klartext-Ausgabe vom 4.12. im Archiv
Ich möchte darauf zurückkommen - denn letzten Donnerstag konnte ich Karsten Odemann interviewen, und dieser ist der Finanzvorstand (CFO) der Adler Modemärkte.
Bevor ich das Interview wiedergebe, möchte ich einen Punkt in meiner Analyse revidieren. Dort hatte ich bemängelt, dass die Dividende im letzten Jahr bei 0,45 Euro lag - ähnliche Höhe ist für 2015 anvisiert. Die 9-Monats-Zahlen der Adler Modemärkte hatten aber nur einen Gewinn pro Aktie von 8 Cents vermeldet.
Das passte meiner Ansicht nach nicht zusammen. Im Gespräch mit Herrn Odemann merkte ich, dass ich das vierte Quartal unterschätzt habe. In diesem wird der Löwenanteil des Gewinns bei den Adler Modemärkten gemacht. Und dann macht die Dividendenpolitik doch Sinn - es wird knapp die Hälfte des Gewinns pro Aktie ausgeschüttet, was durchaus auch kleinanlegerfreundlich ist.
Hier nun mein Interview mit dem Finanzvorstand der Adler Modemärkte:
Vaupel: Sehr geehrter Herr Odemann, könnten Sie uns bitte einen Überblick über den Zyklus des Adler-Geschäftsjahres geben?
Odemann: Generell gestaltet sich das Geschäftsjahr von ADLER analog zur Bekleidungsbranche in Deutschland; das heißt, dass unser erstes Quartal traditionell vom Winterschlussverkauf und den damit verbundenen Rabattaktionen beeinflusst wird, was sich negativ auf unsere Margen und damit auf das Ergebnis auswirkt. Im Frühjahr, bzw. Sommer, also unserem zweiten Quartal, wird dieser Effekt durch die Frühjahrs-/Sommerware und entsprechend höhermargigerem Geschäft aufgeholt. Normalerweise spüren wir im dritten Quartal wiederum einen Rückgang aufgrund der Ausverkaufszeit der Sommerware, konnten jedoch im laufenden Geschäftsjahr in Q3 ein deutliches und sehr erfreuliches Ergebnisplus ausweisen. Schließlich ist das vierte Quartal, mit der wiederum hochmargigen Winterware, das wichtigste Quartal für unser Gesamtjahresergebnis.
Karsten Odemann, CFO der Adler Modemärkte AG. Quelle: Unternehmensangaben
Vaupel: Was können Sie zum derzeitigen Stand - ohne die ad-hoc-Publizitätspflicht zu verletzen - über das angelaufene vierte Quartal sagen? Ist ein Ergebnis wie im Vorjahr drin?
Odemann: Wir sind deutlich besser als die Branche, die im Oktober einen Rückgang von 10% und im November von 9% hinnehmen musste, ins Schlussquartal gestartet. Allerdings mussten auch wir leichte Rückgänge gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Im November lag das allerdings daran, dass der Monat letztes Jahr einen Verkaufstag mehr hatte. Mit den ersten Tagen des Dezembers können wir außerdem zufrieden sein. Auf Basis dieser Entwicklungen und unserem sehr soliden Ergebnis zum dritten Quartal, sind wir optimistisch, unsere Prognose eines Umsatzwachstums im unteren einstelligen Prozentbereich sowie eine analoge Verbesserung unsers EBITDA auf Gesamtjahressicht zu erreichen.
Vaupel: Welchen Charakter hat der neue Großaktionär - die Steilmann-Gruppe? Diese sind ja nicht primär Finanzinvestor, sondern branchenzugehöriger strategischer Investor. Hat sich dies praktisch ausgewirkt, gibt es Kooperationseffekte? Wie stark mischt sich der Großaktionär ins operative Geschäft ein?
Odemann: Die Steilmann-Gruppe ist ein strategischer Investor, mit dem wir in einigen Bereichen sehr gut zusammenarbeiten. Beispielsweise nutzen wir, was den Einkauf angeht, neben der Metro Group Buying die zur Steilmann-Gruppe gehörende Einkaufsagentur NTS in China. Wir bieten darüber hinaus Ware der Steilmann-Gruppe in unseren Modemärkten an. Das haben wir übrigens bereits vor dem Einstieg der Steilmann-Gruppe als Ankerinvestor bei ADLER getan; haben die Mengen in der letzten Zeit jedoch deutlich gesteigert. Steilmann ist im Aufsichtsrat der Adler Modemärkte vertreten, das operative Geschäft wird jedoch vom Vorstand geführt.
Vaupel: Können Sie uns einen Ausblick auf 2015 geben?
Odemann: Traditionell veröffentlichen wir unseren Ausblick für das jeweilige Geschäftsjahr mit der Vorlage des Geschäftsberichts des vergangenen Jahres. Das wird 2015 am 19. März der Fall sein.
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
