Von Archibald Preuschat
BT, der ehemalige Telekom-Monopolist in Großbritannien, kauft zu. 12,5 Milliarden britische Pfund will sich BT Everything Everywhere (EE), das 2010 aus der Verschmelzung von T-Mobile UK und Orange UK entstand, kosten lassen. Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern, aber BT verhandelt exklusiv mit Telekom und Orange.
Fünf Erkenntnisse und Folgen aus der möglichen Transaktion:
Festnetz und Mobilfunk brauchen einander
Die Menge der Daten, die Unternehmen wie Privatleute verbrauchen, erfordert ein Zusammenwachsen von Fest- und Mobilfunknetzen. Ebensowenig wie Vodafone als reiner Mobilfunkanbieter überleben kann und sich deshalb in Deutschland mit Kabel Deutschland und in Spanien mit Ono Kabelnetzbetreiber gekauft hat, kann BT nicht ohne Mobilfunk überleben - ein Geschäft von dem sich BT erst zu Anfang des Jahrtausends getrennt hatte. Wo die Zukunft liegt, zeigt nicht zuletzt die Deutsche Telekom. Sie führt zurzeit Hybrid-Router ein, über die Daten entweder über das Festnetz oder eine schnelle LTE-Verbindung mobil übertragen werden - je nachdem, welcher Weg den flotteren Transport ermöglicht.
BT-Wiedereinstieg in Mobilfunk bringt Vodafone unter Druck
In vielen Märkten ist Vodafone - trotz des Kaufs von Kabelnetzen in Deutschland und Spanien - immer noch ein reiner Mobilfunkanbieter. Spekulationen, dass Vodafone zur großen Lösung ansetzt und Liberty Global kauft, gibt es schon seit mehreren Wochen. Der BT-Deal könnte den Druck auf das Vodafone-Management erhöhen, den US-Konzern zu erwerben, der in vielen Ländern Europas Kabelnetze und in Deutschland Unitymedia besitzt.
Bares ist bei Transaktionen im Telekom-Sektor nicht immer Wahres
Trotz niedriger Zinsen: Telekom-Unternehmen haben es schwer, Mega-Zukäufe finanziell zu stemmen. Sie befinden sich seit Jahren in einer Spirale sinkender Umsätze und operativer Ergebnisse, die sich nur langsam abbremst. Außerdem muss der Sektor Milliarden in den Ausbau der Netze und Frequenzauktionen investieren. BT kam es daher gelegen, dass die Deutsche Telekom neben Cash auch Aktien als Bezahlung akzeptiert.
Deutsche Telekom setzt sich in Europa fest
Die Deutsche Telekom vernachlässigt auch nach neuen Transaktionen nicht ihre alten Märkte. In den USA hält sie noch die Mehrheit an T-Mobile US, an ihrem britischen Pendant wird sie mit 12 Prozent beteiligt sein. Gerade die BT-Anteile könnten eine interessante Akquisitionswährung werden, wenn die Telekom nach einer weiteren Liberalisierung der Regulierung in Europa größere Zukäufe tätigt. Rechnet man noch mit einer Wertsteigerung der neuen, integrierten BT, ist das Geld in den Aktien des britischen Unternehmens besser geparkt als auf der Bank oder an die Aktionäre ausgeschüttet.
Konsolidierung im europäischen Mobilfunksektor setzt sich fort
BT hatte in Großbritannien die Wahl: Kauft sie Everything Everywhere von der Telekom und Orange oder O2 von der spanischen Telefonica? Doch auch letztere wird auf O2 wohl nicht sitzen bleiben. Erwartet wird, dass Hutchison Whampoa ihre Marke Three mit O2 zusammenlegt. Das würde die Zahl der Mobilfunkanbieter auf der Insel von ehemals fünf auf drei reduzieren. Somit würde sich die Konsolidierungswelle in Europa fortsetzen. Schon in Österreich, Irland und Deutschland fusionierten zuletzt Unternehmen des Sektors. Der Trend zu größeren, integrierten Telekom-Firmen spielt den ehemaligen Staatskonzernen und somit nicht zuletzt der Deutschen Telekom in die Hände.
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December 16, 2014 08:53 ET (13:53 GMT)
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