Frankfurt (ots) - Was am Dienstag mit dem Rubel geschehen ist, das
lässt sich nur noch als Implosion bezeichnen. Trotz einer kräftigen
Leitzinserhöhung um 6,5 Prozentpunkte auf 17% ist die russische
Währung nach einer kurzen Gegenbewegung umgehend wieder in den freien
Fall übergegangen und bis auf nahezu 80 Rubel pro Dollar abgesackt,
ein Absturz zum Vortag von bis zu 21%. Seit dem Jahresauftakt hat der
Greenback damit um bis zu 143% gegen den Rubel zugelegt.
Panikartig ziehen ausländische Investoren Kapital ab, finden aber
kaum eine Gegenpartei, da russische Assets nicht einmal mit der
Kneifzange angefasst werden. Hinzu kommen verzweifelte
Fremdwährungskäufe russischer Unternehmen und Privathaushalte, die
Verbindlichkeiten begleichen müssen bzw. ihr Vermögen in Sicherheit
bringen wollen. Man muss schon bis zur Russlandkrise des Jahres 1998
zurückgehen, um Vergleiche ziehen zu können. Seinerzeit führte der
Bankrott des Landes zu einem Anstieg des Dollar auf bis zu 20,9
Rubel, nachdem die US-Währung Ende 1997 noch bei 6 Rubel gelegen
hatte. Darüber hinaus hält sich die Vergleichbarkeit in Grenzen. Von
einem Staatsbankrott ist das Land aktuell weit entfernt.
Reflexartig hat Präsident Wladimir Putin bereits einen Schuldigen
ausgemacht: Spekulanten. Sie müssen erneut als Sündenbock herhalten,
um von eigenen Fehlern und Versäumnissen abzulenken. Putin hat sich
in der Ukraine-Krise in eine selbst verschuldete Falle
hineinmanövriert - auch wenn Fehler des Westens mit dazu beigetragen
haben. Sanktionen und Kapitalflucht setzen der russischen Wirtschaft
immer mehr zu und erfordern ein Einlenken. Allerdings würde die von
Putin gegen den Westen und die vermeintlichen Kiewer "Faschisten"
aufgehetzte russische Öffentlichkeit dafür zurzeit wohl kaum
Verständnis zeigen.
Dass der Crash des Ölpreises nun so einen Kollaps auslösen kann,
ist allerdings auch eine Folge struktureller Mängel. Schon seit Mitte
2013 geht es mit der Wirtschaft des Landes abwärts. Eine Ursache ist
der Verfall der Rohstoffpreise, der sich jetzt verstärkt. Putin hat
es in den zurückliegenden Jahren versäumt, Maßnahmen zu ergreifen, um
die einseitig auf Rohstoffe fixierte russische Wirtschaft auf eine
breitere Basis zu stellen. Rechtsunsicherheit und staatliche Willkür
tun ein Übriges, um das Entstehen einer hinreichenden
Unternehmerbasis zu verhindern. Der russische Präsident muss nicht
nur außenpolitisch, sondern vor allem innenpolitisch dringend
umdenken.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100014783
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lässt sich nur noch als Implosion bezeichnen. Trotz einer kräftigen
Leitzinserhöhung um 6,5 Prozentpunkte auf 17% ist die russische
Währung nach einer kurzen Gegenbewegung umgehend wieder in den freien
Fall übergegangen und bis auf nahezu 80 Rubel pro Dollar abgesackt,
ein Absturz zum Vortag von bis zu 21%. Seit dem Jahresauftakt hat der
Greenback damit um bis zu 143% gegen den Rubel zugelegt.
Panikartig ziehen ausländische Investoren Kapital ab, finden aber
kaum eine Gegenpartei, da russische Assets nicht einmal mit der
Kneifzange angefasst werden. Hinzu kommen verzweifelte
Fremdwährungskäufe russischer Unternehmen und Privathaushalte, die
Verbindlichkeiten begleichen müssen bzw. ihr Vermögen in Sicherheit
bringen wollen. Man muss schon bis zur Russlandkrise des Jahres 1998
zurückgehen, um Vergleiche ziehen zu können. Seinerzeit führte der
Bankrott des Landes zu einem Anstieg des Dollar auf bis zu 20,9
Rubel, nachdem die US-Währung Ende 1997 noch bei 6 Rubel gelegen
hatte. Darüber hinaus hält sich die Vergleichbarkeit in Grenzen. Von
einem Staatsbankrott ist das Land aktuell weit entfernt.
Reflexartig hat Präsident Wladimir Putin bereits einen Schuldigen
ausgemacht: Spekulanten. Sie müssen erneut als Sündenbock herhalten,
um von eigenen Fehlern und Versäumnissen abzulenken. Putin hat sich
in der Ukraine-Krise in eine selbst verschuldete Falle
hineinmanövriert - auch wenn Fehler des Westens mit dazu beigetragen
haben. Sanktionen und Kapitalflucht setzen der russischen Wirtschaft
immer mehr zu und erfordern ein Einlenken. Allerdings würde die von
Putin gegen den Westen und die vermeintlichen Kiewer "Faschisten"
aufgehetzte russische Öffentlichkeit dafür zurzeit wohl kaum
Verständnis zeigen.
Dass der Crash des Ölpreises nun so einen Kollaps auslösen kann,
ist allerdings auch eine Folge struktureller Mängel. Schon seit Mitte
2013 geht es mit der Wirtschaft des Landes abwärts. Eine Ursache ist
der Verfall der Rohstoffpreise, der sich jetzt verstärkt. Putin hat
es in den zurückliegenden Jahren versäumt, Maßnahmen zu ergreifen, um
die einseitig auf Rohstoffe fixierte russische Wirtschaft auf eine
breitere Basis zu stellen. Rechtsunsicherheit und staatliche Willkür
tun ein Übriges, um das Entstehen einer hinreichenden
Unternehmerbasis zu verhindern. Der russische Präsident muss nicht
nur außenpolitisch, sondern vor allem innenpolitisch dringend
umdenken.
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