Frankfurt (ots) - Thomas Jordan und seine Mitstreiter sind
wahrlich nicht zu beneiden. Als ob die Verteidigung des Franken
angesichts der noch nicht ganz beendeten Finanzkrise in der Eurozone
nicht schon genug der Probleme böte, kämpfen die Schweizer
Währungshüter mit immer neuen, zum Teil sogar hausgemachten
Schwierigkeiten.
Der Abstimmungskampf um die Gold-Initiative war der
Glaubwürdigkeit ihrer Politik abträglich, wie die bis zum
Abstimmungstag Ende November deutlich zu erkennende
Aufwertungsbewegung des Franken zum Euro deutlich zeigt. Die
Hoffnung, dass die Märkte nach dem von der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) klar gewonnenen Abstimmungskampf das Interesse am
Franken allmählich wieder verlieren würden, hat sich mit der
Verschärfung der Russland-Krise zerschlagen.
Negativzinsen sind ein Instrument, das Notenbanken gewöhnlich im
Giftschrank aufbewahren und nur im äußersten Notfall hervorholen. Bei
der SNB war das zum letzten Mal vor fast 40 Jahren der Fall. Kein
Wunder: Es herrscht nun überall helle Aufregung. Ist die Maßnahme
nicht Beleg dafür, dass die SNB nicht mehr weiterweiß? Hat sie ihr
Pulver verschossen und muss sich früher oder später doch dem Druck
der Märkte fügen und die unter Inkaufnahme immenser Kosten bislang
verhinderte Aufwertung des Franken schließlich doch noch zulassen?
Derlei Befürchtungen sind beileibe nicht unberechtigt, und die
Folgen ihres Eintretens wären fatal. Was für eine Zukunft hätten
Sektoren wie Exportindustrie und Tourismus, in denen immer noch die
Mehrheit der Bevölkerung ihr Auskommen hat, wenn eine Aufwertung die
Kosten um 20% anschwellen ließe?
Trotz dieser mehr als ungemütlichen Aussichten scheinen SNB-Chef
Jordan und seine Leute kühlen Kopf zu bewahren. Das zeigt die
differenzierte Anwendung des Instrumentes der Negativzinsen. Die
Maßnahme zielt darauf ab, die direkten Ursachen der gegenwärtigen
Franken-Nachfrage zu bekämpfen, und versucht mit bemerkenswerter
Präzision, Kollateralschäden zu vermeiden. Das Bild einer Notenbank,
die im Sturmtief den Kunstflug versucht, ist deshalb sicher nicht
verwegen.
Bleibt die Frage, ob am Ende die sichere Landung gelingt.
Selbstredend weiß das die SNB genauso wenig wie ihre Beobachter, von
denen erstaunlich viele durchaus optimistisch zu sein scheinen. Ein
kleiner Erfolg ist für die SNB schon der Umstand, dass ihre
Bemühungen an den Märkten offensichtlich ernst genommen werden.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100014783
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wahrlich nicht zu beneiden. Als ob die Verteidigung des Franken
angesichts der noch nicht ganz beendeten Finanzkrise in der Eurozone
nicht schon genug der Probleme böte, kämpfen die Schweizer
Währungshüter mit immer neuen, zum Teil sogar hausgemachten
Schwierigkeiten.
Der Abstimmungskampf um die Gold-Initiative war der
Glaubwürdigkeit ihrer Politik abträglich, wie die bis zum
Abstimmungstag Ende November deutlich zu erkennende
Aufwertungsbewegung des Franken zum Euro deutlich zeigt. Die
Hoffnung, dass die Märkte nach dem von der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) klar gewonnenen Abstimmungskampf das Interesse am
Franken allmählich wieder verlieren würden, hat sich mit der
Verschärfung der Russland-Krise zerschlagen.
Negativzinsen sind ein Instrument, das Notenbanken gewöhnlich im
Giftschrank aufbewahren und nur im äußersten Notfall hervorholen. Bei
der SNB war das zum letzten Mal vor fast 40 Jahren der Fall. Kein
Wunder: Es herrscht nun überall helle Aufregung. Ist die Maßnahme
nicht Beleg dafür, dass die SNB nicht mehr weiterweiß? Hat sie ihr
Pulver verschossen und muss sich früher oder später doch dem Druck
der Märkte fügen und die unter Inkaufnahme immenser Kosten bislang
verhinderte Aufwertung des Franken schließlich doch noch zulassen?
Derlei Befürchtungen sind beileibe nicht unberechtigt, und die
Folgen ihres Eintretens wären fatal. Was für eine Zukunft hätten
Sektoren wie Exportindustrie und Tourismus, in denen immer noch die
Mehrheit der Bevölkerung ihr Auskommen hat, wenn eine Aufwertung die
Kosten um 20% anschwellen ließe?
Trotz dieser mehr als ungemütlichen Aussichten scheinen SNB-Chef
Jordan und seine Leute kühlen Kopf zu bewahren. Das zeigt die
differenzierte Anwendung des Instrumentes der Negativzinsen. Die
Maßnahme zielt darauf ab, die direkten Ursachen der gegenwärtigen
Franken-Nachfrage zu bekämpfen, und versucht mit bemerkenswerter
Präzision, Kollateralschäden zu vermeiden. Das Bild einer Notenbank,
die im Sturmtief den Kunstflug versucht, ist deshalb sicher nicht
verwegen.
Bleibt die Frage, ob am Ende die sichere Landung gelingt.
Selbstredend weiß das die SNB genauso wenig wie ihre Beobachter, von
denen erstaunlich viele durchaus optimistisch zu sein scheinen. Ein
kleiner Erfolg ist für die SNB schon der Umstand, dass ihre
Bemühungen an den Märkten offensichtlich ernst genommen werden.
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