Von Hans-Joachim Koch
Die Wahrscheinlichkeit für eine Restrukturierung der ukrainischen Verbindlichkeiten ist aus Sicht der Ratingagentur Moody's Investor Service gestiegen. Der wirtschaftliche Abschwung und die sich verschlechternde Finanzlage als Folge der politischen Turbulenzen werden die Fähigkeit des Landes spürbar behindern, die anstehenden Fälligkeiten in den kommenden Jahren zu bedienen. Derzeit bewertet Moody's die Ukraine mit Caa3 mit negativen Aussichten, der untersten Kategorie, die auf Zahlungsverzug oder die direkte Gefahr dafür hindeutet.
In ihrer Jahresanalyse erwarten die Moody's-Volkswirte ein Schrumpfen der Wirtschaft von 7,5 Prozent in diesem Jahr und weiteren 6 Prozent im kommenden. Auslöser sei die wegbrechende inländische Nachfrage wegen der massiven Abwertung der Landeswährung um rund 50 Prozent im bisherigen Jahresverlauf. Das wiederum habe die Inflation auf über 20 Prozent getrieben.
Die schlechte Finanzlage zeige sich in einem erwarteten Haushaltsdefizit von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2014 und den im November auf 8 Milliarden Dollar abgeschmolzenen Währungsreserven. Damit werde 2015 nur noch ein Monat an Importen auf dem bisherigen Niveau finanziert werden können.
Gleichzeitig werden im kommenden Jahr rund 28 Milliarden Dollar an Auslandsverbindlichkeiten fällig. Neue Kredite vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der EU und anderen offiziellen Kreditgebern dürften aber nicht ausreichen, um die fälligen Gelder zu zahlen. Wegen des Finanzierungsbedarfs von Unternehmen und abhängig von den Kosten für die Energielieferungen durch die russische Gazprom werde die Ukraine bis Jahresende 2015 über die bereits zugesagten Hilfen hinaus weitere rund 15 bis 20 Milliarden Dollar benötigen. Dabei sei bislang nur eine verhaltene Kapitalflucht berücksichtigt, so Moody's.
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December 22, 2014 10:51 ET (15:51 GMT)
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