Von Andreas Kißler
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird sich nach der Einschätzung führender europäischer Wirtschaftsforschungsinstitute geringfügig beschleunigen, aber insgesamt schwach bleiben. Es wird im ersten und zweiten Quartal 2015 jeweils 0,3 Prozent betragen, nach 0,2 Prozent im vierten Quartal 2014, sagen die Institute ifo, Insee und Istat voraus. Hinter diesem Wachstum sehen sie vor allem einen besseren Arbeitsmarkt und mehr privaten Verbrauch, auch wegen der niedrigen Ölpreise.
Hinter den Durchschnittszahlen für 2015 stehen laut einer Mitteilung von ifo große Unterschiede: Für Deutschland und Spanien erwarten die Institute aus München, Paris und Rom robustes Wachstum, für Frankreich ein gemäßigtes und für Italien eine schwache Entwicklung.
Die Expansion beruht demnach vor allem auf binnenwirtschaftlichen Faktoren. Die Lage am Arbeitsmarkt werde sich langsam verbessern. Der private Verbrauch wird nach der Einschätzung der Ökonomen von einer verhaltenen Dynamik der Löhne und Gehälter sowie einer sehr niedrigen Inflation getragen, die sich aus dem starken Rückgang der Ölpreise ergebe und einen Anstieg der verfügbaren Einkommen zur Folge habe.
Die Umfragen deuteten auf eine weiter langsame Ausweitung der Industrieproduktion in den kommenden Monaten hin, schrieben die Institute. Die Investitionen sollen sich 2015 nach den Erwartungen von ifo, Insee und Istat erholen, getrieben von besseren Finanzierungsbedingungen und einer zunehmenden Nachfrage aus dem In- und Ausland. Unter der Annahme, dass sich der Preis für ein Fass Rohöl bei 56 US-Dollar und der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar bei 1,21 stabilisieren, sehen die Forscher die Inflationsrate im ersten Quartal bei 0,1 Prozent und bei 0,2 im zweiten.
Die Risiken für diese Prognose nannten die Ökonomen jedoch "zahlreich". Abwärtsrisiken gingen mit der Wahl in Griechenland und den damit verbundenen möglichen Folgen für die Stabilität des Euroraums einher. Zu einer positiveren Entwicklung könnte ein weiterer Rückgang des Ölpreises und des Euro-Dollar-Wechselkurses beitragen.
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January 12, 2015 04:00 ET (09:00 GMT)
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