Von Ilka Kopplin und Hendrik Varnholt
DETROIT--Der Automobilzulieferer Schaeffler ist im Schlussquartal des vergangenen Jahres weiter deutlich gewachsen. Der Wälz- und Kugellagerhersteller werde für das Gesamtjahr 2014 zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Umsatz von mehr 12 Milliarden Euro ausweisen, sagte Unternehmenschef Klaus Rosenfeld im Gespräch mit Dow Jones Newswires anlässlich der Detroit Auto Show. Auch der Gewinn liege "gut im Rahmen unserer Guidance", sagte der Manager. Schaeffler hatte für das Jahr 2014 eine operative Marge (EBIT) in der Spanne von 12 bis 13 Prozent prognostiziert.
In der Zukunft will Schaeffler nach den Worten von Rosenfeld etwa mit Fahrzeugkomponenten wachsen, die den Energieverbrauch von Motoren reduzieren. Während viele Aussteller auf der Detroiter Messe Themen wie elektrisch betriebene und selbstfahrende Autos hervorheben, betonte der Schaeffler-Chef die Bedeutung des herkömmlichen Verbrennungsmotors. "Wir sind davon überzeugt, dass es in Zukunft eine größere Vielfalt von Antriebskonzepten geben wird. Gleichwohl wird der Verbrennungsmotor in den nächsten Jahren weltweit weiter dominant bleiben", sagte Rosenfeld in dem Gespräch in Detroit.
Im Jahr 2020 werden die Autohersteller nach Einschätzung von Schaeffler noch rund 80 Prozent aller leichten Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor verkaufen. Nach Meinung von Rosenfeld kommt deshalb "der weiteren Optimierung und Elektrifizierung des Verbrennungsmotors besondere Bedeutung zu". Der Automobilzulieferer sieht sich dabei mit seinen Produkten als wichtiger Entwicklungspartner der Hersteller. Schließlich müssen die Autohersteller weltweit die immer strengeren CO2-Emissionsvorgaben der Regierungen erfüllen.
Dass Schaeffler für zukünftiges Wachstum einen großen Konkurrenten übernimmt, wie es zuletzt der Friedrichshafener Stiftungskonzern ZF mit der Milliarden-Übernahme von TRW Automotive vorgemacht hatte, schloss Rosenfeld aus. "Wir verfolgen derzeit keine größeren Akquisitionspläne. Wir haben alle Hände voll zu tun, um das organische Wachstum zu stemmen, das uns angetragen wird", sagte er. Trotzdem will er zukünftig das eigene Geschäftsportfolio genau im Blick behalten und regelmäßig prüfen. "Hier und da können wir da konsequenter sein", sagte der Vorstandschef, ohne jedoch konkreter zu werden.
Schon am Ende des dritten Quartals hatte sich deutlich abgezeichnet, dass Schaeffler im Jahr 2014 schnell wächst. Vor allem die Geschäfte mit der Automobilindustrie spülten Geld in die Kasse. Nach neun Monaten entfielen rund drei Viertel der gesamten Erlöse von rund 9 Milliarden Euro auf die Automotive-Sparte. An der Entwicklung hat sich im Schlussquartal offenbar nichts geändert. Mit der Automotive-Sparte sei das Unternehmen auch im ganzen Jahr 2014 stärker gewachsen als der Markt, sagte Rosenfeld. Er rechne für das Gesamtjahr "mit einer zweistelligen Wachstumsrate" im Autogeschäft.
Auch finanziell stehe das Unternehmen gut da, meinte der Vorstandschef. Im Jahr 2009 hatte sich Schaeffler mit der milliardenschweren Übernahme des vielfach größeren Konkurrenten Continental verhoben. Zum Ende des dritten Quartals 2014 verzeichnete die Schaeffler Gruppe noch immer externe Netto-Finanzschulden von rund 5,8 Milliarden Euro. Mit diesem Schuldenberg kann Rosenfeld in einer Niedrig-Zins-Phase aber offenbar leben. Die Schaeffler Gruppe sei heute "solide durchfinanziert", sagte der Ex-Banker.
Rosenfeld war im Jahr 2009 als Finanzvorstand zu Schaeffler gekommen. Er arbeitete anschließend an der Seite von Langzeit-Chef Jürgen Geißinger. Als Geißinger im Herbst 2013 das Unternehmen verließ, übernahm Rosenfeld zunächst interimistisch und im Frühsommer 2014 schließlich dauerhaft den Posten des Vorstandschefs. Zwischenzeitlich war der Manager Klaus Deller vom Konkurrenten Knorr Bremse als neuer CEO abgeworben, aber noch vor Amtsantritt von der Gesellschafter-Familie wieder fallengelassen worden.
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January 16, 2015 12:42 ET (17:42 GMT)
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