Von Madeleine Nissen
Der Finanzvorstand der Munich Re, Jörg Schneider, hält die Staatsanleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) schlicht für "falsch". Der Vorstand des weltgrößten Rückversicherers sagte dem Wall Street Journal: "Sparer und institutionelle Langfristanleger werden gleichermaßen belastet, denn sie werden in unsichere Anlageformen getrieben." Das Risiko für Vermögenspreisblasen wird seiner Einschätzung nach steigen. Schneider: "Dass die EZB 'zum Marktpreis' kauft, ist doch eine Illusion, denn die Kurse der Anleihen werden schon durch die Ankündigung von EZB-Käufen nach oben getrieben."
Die EZB will bis Ende September 2016 jeden Monat Staatsanleihen und Privatanleihen für 60 Milliarden Euro kaufen. Das Aufkaufprogramm beginne im März, kündigte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag an.
Auch politisch hält Schneider die Entscheidung der EZB für das falsche Signal. Der Druck auf die Staaten, mit nachhaltigen Reformen die Wirtschaft in Schwung zu bringen, die Arbeitslosigkeit gerade für die jungen Menschen abzubauen und ihre Finanzen zu konsolidieren, verringere sich, sagte der Finanzvorstand. Schon bei der Bewertung der Deflationsgefahren könne man unterschiedlicher Meinung sein, wie ernst diese seien. "Noch dazu halte ich den Staatsanleihenkauf nicht für ein geeignetes Mittel, um Deflationsgefahren in Europa zu begegnen", sagte Schneider.
Unterm Strich fällt sein Urteil negativ aus. Staatsanleihenkäufe durch die EZB bergen laut Schneider große Risiken, ohne dass damit hinreichend sicher das Ziel einer Stimulierung von Inflation und Wirtschaftswachstum erreicht wird. "Und die EZB verschießt ihr Pulver, bevor die Selbstheilungskräfte der europäischen Wirtschaft wirken konnten", sagte Schneider.
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January 22, 2015 09:35 ET (14:35 GMT)
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