
Von Hans-Joachim Koch
Bei den Industrieunternehmen in der Eurozone setzt sich der zaghafte Aufschwung fort, allerdings bleibt das Wachstum auf einem anhaltend niedrigen Niveau. Der Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe wurde in der zweiten Veröffentlichung für Januar mit 51,0 bestätigt, ein Stand, den auch Volkswirte erwartet hatten. Im Dezember lag er noch bei 50,6.
Die Ergebnisse stützen nach Einschätzung von Chris Williamson, dem Chefvolkswirt des Datendienstleisters Markit, der die Umfrage durchführt, "die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), drastische Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zu ergreifen". Die dadurch ausgelöste Abschwächung des Euro dürfte den Unternehmen - zusammen mit den gefallenen Ölpreisen - in den kommenden Monaten zugute kommen.
Belastend wirkt nach Einschätzung von Markit, dass in Deutschland, Frankreich und Italien eine weitgehende Stagnation eingesetzt hat. Dazu komme die verschlechterte Wirtschaftslage in Griechenland. Ermutigend sei hingegen das robuste Wachstum in Irland, Spanien und den Niederlanden.
In Italien hat sich die Lage etwas aufgehellt, die Industrie des Landes ist aber noch nicht wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Mit 49,9 ging es aber nahe an den Schwellenwert von 50 zwischen Schrumpfung und Expansion heran. Zudem fiel der Anstieg stärker als erwartet aus, denn Volkswirte hatten nur mit einer leichten Verbesserung gegenüber Dezember von 48,4 auf 48,8 Punkte gerechnet.
In Frankreich geriet die Erholung im Januar erkennbar ins Stocken. Mit einem finalen Januar-Indexstand von 49,2 konnte der vorläufige Wert von 49,5 nicht gehalten werden. Allerdings lag er deutlich über dem Dezember-Niveau von 47,5 Punkten.
Als Belastung für Italien wie auch Frankreich könnte sich in den kommenden Monaten der anhaltende Abwärtstrend der Neuaufträge erweisen, so Markit. Deutlich auf Expansionskurs ist dagegen Spanien eingeschwenkt. Hier kletterte der Index auf 54,7 von 53,6 Punkten im Dezember.
In Deutschlands Industrie hatte sich die Aktivität im verarbeitenden Sektor nicht so gut wie erhofft belebt. Zwar deuten die Signale weiter auf Wachstum hin, doch das Tempo verläuft moderater als in den Vormonaten. Negativ wirkte sich besonders eine Verlangsamung des Stellenzuwachses aus, so Markit. Per Saldo sank der Index auf 50,9. Vorläufig lag er bei 51,0, im Dezember bei 51,2. Volkswirte hatten einen Stand von 51,0 Punkten erwartet.
Die geldpolitischen Entscheidungen der EZB haben auch massiv auf die Stimmung der Wirtschaft im Nicht-Eurozonen-Land Schweiz ausgestrahlt. Die massive Aufwertung des Franken dämpft die Exportchancen für Industrieerzeugnisse in der Eurozone spürbar. Der Einkaufsmanagerindex in der Schweiz sackte deshalb auf 48,2 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2012. Zugleich war dies der kräftigste Einbruch seit November 2008, nachdem er im Dezember noch bei 53,6 gestanden hatte. Volkswirte hatten einen weniger starken Rückgang auf 49,2 erwartet.
In der Eurozone hatte sich zuvor bei den von der Europäischen Kommission ermittelten Stimmungsindikatoren eine Belebung angedeutet. Das Geschäftsklima hatte leicht zugelegt, wobei insbesondere die deutliche Aufwärtskorrektur für Dezember auffiel. Auch das Gesamtbild, in das neben der Einschätzung von Industrie und Dienstleistern auch die Verbraucherstimmung einfließt, hatte sich gebessert und zu einem Anstieg des Sammelindex' auf 101,2 Punkte von 100,6 im Vormonat geführt.
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February 02, 2015 04:50 ET (09:50 GMT)
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