
Von Andreas Plecko
Die EU-Kommission schätzt die Wirtschaftsaussichten für die Eurozone besser ein. Der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und die geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) liefern positive Impulse, wie die Kommission in ihrer Winterprognose schreibt. Als positiven Faktor sieht die Kommission auch ihren eigenen Investitionsplan über 315 Milliarden Euro. Erstmals seit 2007 befinden sich alle Volkswirtschaften in der Währungsunion auf Wachstumskurs.
Vor diesem Hintergrund erhöhten die Experten der Brüsseler Behörde ihre Wachstumsprognosen für 2015 und 2016. Die Vorhersage für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr steigt auf 1,3 von 1,1 Prozent und für 2016 auf 1,9 von 1,7 Prozent. Allerdings bremsten das schwache Investitionsumfeld und die hohe Arbeitslosigkeit immer noch die Wachstumsperspektiven, merkte die Kommission an.
"Der Ausblick hat sich verbessert, aber Risiken bleiben", fasste die EU-Kommission ihre Einschätzung zusammen. Zu den Risiken zählten die geopolitischen Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten, die erneuten Finanzmarktturbulenzen wegen der gegenläufigen Geldpolitik in den großen Wirtschaftsblöcken sowie ungenügende Umsetzungen von Strukturreformen. Auch eine längere Phase mit niedriger Inflation wäre dem Wachstum abträglich.
"Europa steht an einer entscheidenden Wegkreuzung", sagte Währungskommissar Valdis Dombrovskis. "Die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Wachstum und Stellenaufbau sind vorhanden. Nach den schwierigen Entscheidungen während der Krise müssen wir nun die Reformbemühungen verstärken, um die Erholung zu festigen."
Zwar befänden sich alle Volkswirtschaften auf Wachstumskurs, doch die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern seien weiter beträchtlich, hieß es in der EU-Winterprognose. Innerhalb der EU reichten die Wachstumsprognosen von 0,2 Prozent für Kroatien bis zu 3,5 Prozent für Irland.
Die Inflation dürfte 2015 weiter sinken, bevor sie 2016 wieder steigt, erwartet die EU-Kommission. Für 2015 sagen die Experten in der Eurozone eine Minusinflation von 0,1 Prozent voraus, bevor sie im Jahr 2016 wieder auf 1,3 Prozent zulegt.
Spürbar bessere Wachstumschanchen sieht die Kommission in Deutschland. Für das Jahr 2015 erhöhten die Fachleute ihre Prognose auf 1,5 von 1,1 Prozent in der vorherigen Herbstprognose. Im Jahr 2016 dürfte das BIP dann um 2,0 anstatt 1,8 Prozent wachsen.
Die Inflationsprognose für das laufende Jahr wurde drastisch gesenkt, für den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird nur noch ein Plus von 0,1 anstatt 1,2 Prozent vorhergesagt. Für das Jahr 2016 wurde die Inflationsprognose von 1,6 Prozent bestätigt.
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February 05, 2015 05:00 ET (10:00 GMT)
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