
Von William Horobin
Die Europäische Zentralbank (EZB) zweifelt offenbar an ihrer Rolle in der Troika für Euro-Krisenländer. Darauf deutet ein Interview von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hin, dass er der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos gegeben hat. "Es ist eine Frage auf einen Notfall zu reagieren, weil Europa nicht die richtigen Institutionen hat. Aber das heißt nicht, dass wir zufrieden sind mit der aktuellen Situation", sagte Praet in dem am Donnerstag erschienenen Gespräch. Starker Druck habe die Notenbank einst dazu geführt, sich an den Prüfmissionen zu beteiligen.
Nach dem Wahlsieg der linken Syriza-Partei in Griechenland ist die Debatte über die Troika-Kommissare wieder voll entbrannt. Athen beendete die Zusammenarbeit mit dem Gremium, dem neben Fachleuten der EZB auch Experten der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds (IWF) angehören. Bei der griechischen Bevölkerung gelten die Prüfer als verhasst, weil sie auf Einsparungen und harte Kürzungen im Sozialsystem beharren. Die Troika war und ist in allen Euro-Ländern aktiv, die finanzielle Hilfe beantragt hatten.
In dem Gespräch mit Les Echos betonte Praet, dass die EZB nicht an den aktuellen Gesprächen mit der neuen griechischen Regierung beteiligt sei und mit ihrer ultralockeren Geldpolitik lediglich ihr Mandat erfülle. "Die Position der EZB ist klar: Der Vertrag verbietet uns jegliche Entscheidung, die zu einer verbotenen Staatsfinanzierung führen würde", erklärte der Währungshüter.
Der Belgier erwartet, dass es ein Stück dauern werde, ehe das beschlossene Staatsanleihekaufprogramm (QE) wirken werde. Sei das nicht genug, könne die EZB weitere Maßnahmen beschließen.
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February 05, 2015 06:38 ET (11:38 GMT)
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