
Die Optimisten am Aktienmarkt könnten den
Dax
Zudem rückt der Showdown um die griechischen Staatsschulden näher, was bei den Anlegern ungute Gefühle an die schon überwunden geglaubte Finanzkrise weckt. Wenn Ende Februar das bestehende Hilfsprogramm der Europäischen Union (EU) ausläuft, könnten sich die Kassen des Landes und seiner Banken schnell leeren.
"Es ist ein Hin und Her der Gefühle, das Anleger derzeit treibt", sagte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar": Einerseits wolle niemand kurz vor dem Rekordhoch noch kaufen, andererseits aber sei da die Angst, den nächsten Aufwärtsschub zu verpassen.
Anlegern könnte es indes schwer fallen, angesichts des griechischen Dramas die Nerven zu bewahren. Im Tauziehen um eine Schuldenentlastung des Landes wird die Eurogruppe an diesem Mittwoch in Brüssel zusammentreffen. Die Euro-Finanzminister erwarteten, dass Athen für dieses Sondertreffen belastbare Vorschläge mache, um die Krise zu entschärfen, hieß es in EU-Kreisen. Die Zeit drängt, denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat griechischen Banken den Zugang zu frischem Geld erschwert.
"Viel Zeit haben die neue griechische Regierung und die öffentlichen Gläubiger nicht, sich auf ein neues Hilfsprogramm zu einigen, das dem Land frisches Geld verschaffen muss", sagte Analyst Christoph Weil von der Commerzbank. Falls die EZB den griechischen Banken den Geldhahn zudrehen sollte, sei ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ("Grexit") kaum zu vermeiden. "Grexit oder Kompromiss?" - Dies sei nun die Frage.
Gleichwohl fällt auf, dass die Anleger die jüngste Verschärfung des Tonfalls zwischen der Europäischen Zentralbank und der griechischen Regierung sehr gut weggesteckt haben. Offensichtlich herrscht aktuell die Meinung vor, dass die nach der Krise eingerichteten Sicherheitsmechanismen wie der Euro-Rettungsschirm im Notfall greifen werden. "Die Gelassenheit an den Kapitalmärkten zeigt, dass ein Grexit seinen Schrecken verloren hat", sagte Analystin Claudia Wendt von der Landesbank Helaba. Damit aber legten die Investoren eventuell etwas zu viel Gelassenheit an den Tag.
In dasselbe Horn blies Daniel Saurenz von Feingold Research: "Die Stimmung am Aktienmarkt ist momentan vollkommen sorglos und negative Faktoren werden ausgeblendet". Saurenz erinnerte an die Wachstumssorgen in China, die politischen Krisen in Osteuropa und die Währungsturbulenzen rund um den Globus. Es wäre völlig normal, wenn sich der Dax nun erst einmal fange und neue Kursniveaus ausbalanciere.
Die Berichtssaison in Deutschland nimmt weiter Fahrt auf. Dabei
müssen die Dax-Unternehmen nun zeigen, ob sie die in der steilen
Rally seit Jahresbeginn eingeheimsten Vorschusslorbeeren auch
wirklich verdient haben. "Will der Aktienmarkt die 11 000 Punkte
überwinden, so müssen die Unternehmen in den nächsten Wochen sehr
gute Quartalsergebnisse vorlegen", sagte Saurenz. Wer wie BMW
Der Zahlenreigen startet am Dienstag mit dem Baustoffkonzern
HeidelbergCement
Konjunkturdaten indes dürften angesichts der politischen Großwetterlage und der anziehen Berichtssaison in den Hintergrund rücken. Am Donnerstag wird der Einzelhandelsumsatz in den USA im Januar veröffentlicht, bevor am Freitag das von der Uni Michigan berechnete US-Verbrauchervertrauen für Februar auf dem Programm steht. Laut dem Analysten Ralph Solveen von der Commerzbank hat der private Verbrauch zwar voraussichtlich vom Kollaps des Ölpreises profitiert. Die Einzelhandelsumsätze aber dürften unter den niedrigeren Benzinpreisen gelitten haben.
Beide Wirtschaftsnachrichten dürften von den Anlegern daraufhin abgeklopft werden, wann die US-Notenbank Fed ihren Leitzins wieder anheben könnte. Sollten sich Hinweise auf eine eher späte Zinswende ergeben, wird der Dax wohl seine jüngste Klettertour fortsetzen./la/ag/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0015 2015-02-09/05:50