
Der Schlussstrich der österreichischen Großbank
Raiffeisen (RBI)
Raiffeisen will die Töchter in Polen und Slowenien sowie die Direktbank Zuno verkaufen, wie sie am Montagabend in Wien mitteilte. In Russland und der Ukraine soll das Engagement deutlich zurückgefahren werden. Auch in Ungarn stehen Einschnitte an. Zudem will sich das Institut aus Asien und den USA so gut wie zurückziehen. Insgesamt will das Geldhaus damit bis Ende 2017 rund ein Viertel ihrer Risikopositionen abbauen. Bankchef Karl Sevelda sprach von einer "Zäsur". Im vergangenen Jahr war die Bank wegen der Probleme in Osteuropa erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Die Aktionäre sollen zudem keine Dividende erhalten.
In Polen hatte die RBI erst 2012 die Polbank gekauft und mit der eigenen Tochter fusioniert. In polnischen Medien war seit Wochen über einen Verkauf der Polbank durch Raiffeisen spekuliert worden Bis jetzt war in Wien allerdings nur von einem Teilverkauf der polnischen Tochter die Rede gewesen. In Russland will die Bank verbleiben, hier wird das Risiko bis Ende 2017 aber um 20 Prozent zurückgefahren.
Den Bestand an risikogewichteten Aktiva in Russland bezifferte die Bank auf 8,4 Milliarden Euro Ende 2014. Der Firmenwert der Russlandtochter war schon in der Bilanz des vergangenen Jahres abgeschrieben worden. Der Rubelverfall hatte die Beteiligung im Wert davor schon weit zurückgeworfen. In der Ukraine sollen Risikopositionen bis 2017 von zuletzt rund drei Milliarden Euro sogar um 30 Prozent abgebaut werden.
In Ungarn ist von "Optimierungen" die Rede. Bis Ende 2017 werden zudem die Aktivitäten in Asien und schon bis Ende 2016 in den USA signifikant zurückgefahren oder ganz aufgegeben. Mit den drastischen Kürzungen im Geschäft will die Bank ihre Kapitalquoten aufbessern. Als neues Ziel wurde am Montag eine harte Kernkapitalquote von 12 Prozent bis Ende 2017 festgelegt. Ende 2014 lag der Wert bei 10 Prozent.
In den anderen Ländern der Region will die RBI "zügig" weiter ausbauen, in Österreich und Osteuropa das Geschäftsmodell der Universalbank weiter fahren. Damit werde die Bank ihr Risikoprofil verbessern und die "nachhaltige Profitabilität sicherstellen", hieß es in einer Mitteilung am Abend. 2014 ist das Ergebnis erstmals tiefrot ausgefallen. Der Verlust habe 493 Millionen Euro nach einem Gewinn von 557 Millionen Euro im Jahr 2013 betragen.
Die Bank hatte bereits im Herbst mitgeteilt, dass sie wegen der Probleme in Osteuropa wahrscheinlich in die roten Zahlen rutschen wird. Neben den Abschreibungen auf Firmenwerte war die auf 1,7 Milliarden Euro aufgestockte Vorsorge für mögliche Kreditausfälle der Hauptgrund für den Verlust. Offen ist noch, ob Raiffeisen bereits in diesem Jahr wieder in die Gewinnzone zurückkehrt./zb/men/he
ISIN AT0000606306
AXC0185 2015-02-10/16:05