
Von Andreas Kißler
BERLIN--Die Unternehmen in Deutschland bewerten ihre Geschäftslage laut einer Umfrage leicht besser als im Herbst 2014 und sehen die weitere Entwicklung etwas optimistischer. Die leichte Verbesserung der Stimmung wird nach der Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) aber nicht zu deutlich mehr Investitionen führen.
"Die Unternehmen blicken zu Jahresbeginn etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate", erklärte die Kammerorganisation zu der Umfrage, für die von Anfang Dezember 2014 bis Mitte Januar 2015 mehr als 27.000 Antworten von Unternehmen ausgewertet wurden. Vor allem die Industrie gewinne wieder. Sie profitiere von den gesunkenen Ölpreisen und besseren Absatzperspektiven, unter anderem durch den schwächeren Euro-Wechselkurs. Mit Ölpreis und Wechselkurs trügen "Sonderfaktoren" die Konjunktur.
22 Prozent erwarten bessere Geschäfte
Der Saldo der Geschäftserwartungen verbesserte sich in der Gesamtwirtschaft gegenüber der Vorumfrage vom Herbst 2014 aber nur leicht. 22 Prozent erwarten nun bessere Geschäfte, 15 Prozent allerdings schlechtere. Der daraus resultierende Antwortsaldo liegt bei 7 nach 6 Punkten.
Die Wirtschaft bleibe damit weiterhin merklich skeptischer als zu Vorjahresbeginn, betonte der DIHK. Damals hatte der Saldo noch 17 Punkte betragen. Der Anteil der Betriebe, die gleichbleibende Geschäfte erwarten, bleibe mit 63 Prozent bemerkenswert hoch. Nur im Herbst 2014 hatte er mit 64 Prozent noch etwas höher gelegen.
Kein Durchbruch bei den Investitionsabsichten
Die Wirtschaftslage hat sich laut der Umfrage gegenüber dem Herbst 2014 leicht aufgehellt. "Der deutliche Rückgang der Ölpreise entlastet Verbraucher und Unternehmen", betonte der DIHK. Die Auslandsnachfrage erhalte einen zusätzlichen Schub von der guten US-Konjunktur, aber auch vom schwächeren Euro. 41 Prozent der Unternehmen schätzten ihre geschäftliche Situation derzeit als "gut" ein, und damit ein Punkt mehr als im Herbst. Da der Anteil der "schlechten" Lageurteile bei 9 Prozent blieb, stieg der Antwortsaldo um 1 auf 32 Zähler.
Nur noch 27 Prozent der Unternehmen stuften die Energie- und Rohstoffpreise zu Jahresbeginn 2015 als Geschäftsrisiko ein. Im Herbst waren es noch 38 und im Frühsommer 44 Prozent gewesen.
Die verbesserte Stimmung führt laut DIHK aber nur zu einem vorsichtigen Anstieg der Investitionsabsichten. "Ein wirklicher Durchbruch bleibt weiter aus", erklärte die Organisation. Der Saldo zwischen positiven und negativen Antworten stieg um 1 auf nunmehr 9 Punkte, lag damit jedoch um 2 Punkte unter dem Wert vom Frühsommer 2014. Der Rückschlag aus dem Herbst sei somit noch nicht vollständig wieder aufgeholt worden. In der Industrie verbesserten sich die Geschäftserwartungen allerdings mit einem Saldoanstieg um 4 Punkte spürbar.
Sorge um Russland bremst Exporterwartungen
Die Exporterwartungen der Industriebetriebe haben sich nach zwei merklichen Verschlechterungen wieder aufgehellt. Der schwache Euro begünstige Ausfuhren in Drittstaaten, und die Halbierung des Ölpreises schaffe Kaufkraft in wichtigen Abnehmerländern.
Aktuell erwarten 30 Prozent der Betriebe bessere und 13 Prozent schlechtere Exporte. Der Saldo von 17 Punkten liegt 2 Punkte über dem Stand vom vergangenen Herbst, allerdings noch deutlich unter den 30 Punkten vom Anfang des vergangenen Jahres.
"Der Export kann seine Rolle als Lokomotive der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland derzeit nur begrenzt wahrnehmen", konstatierte der DIHK. Einen besseren Ausblick der deutschen Exportwirtschaft verhinderten Sorgen über die Entwicklung in Russland, aber auch eine weiterhin geringe Investitionsneigung der Hauptabnehmerländer für die deutsche Wirtschaft in der Eurozone.
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February 11, 2015 03:30 ET (08:30 GMT)
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