
Von Andreas Plecko
Mit sinkenden Erdöl- und Lebensmittelpreisen hat sich in Deutschland zu Jahresbeginn eine Minusinflation eingestellt. Im Januar fiel die jährliche Inflationsrate auf minus 0,4 Prozent von plus 0,2 Prozent im Vormonat. Binnen Monatsfrist gab es bei den Verbraucherpreisen sogar einen massiven Rutsch um 1,1 Prozent. Das Statistische Bundesamt (Destatis) revidierte die Ergebnisse des vorläufigen Ausweises vom 29. Januar damit leicht nach unten.
Zunächst waren nur Preisrückgänge um 0,3 Prozent auf Jahres- und 1,0 Prozent auf Monatssicht gemeldet worden. Volkswirte hatten eine Bestätigung der vorläufigen Zahlen erwartet.
Die jährliche Inflationsrate hat sich damit den dritten Monat in Folge abgeschwächt. Eine niedrigere Inflationsrate hatte es zuletzt im Juli 2009 während der großen Finanz- und Wirtschaftskrise gegeben.
Den Preisverfall spürten die Verbraucher besonders beim Heizen und Tanken. Mineralölprodukte verbilligten sich binnen Jahresfrist um 19,2 Prozent, darunter Heizöl um 30,8 Prozent und Kraftstoffe um 15,4 Prozent. Die gesamten Energiepreise gaben um 9,0 Prozent nach. Ohne Berücksichtigung von Energie hätte die Inflationsrate im Januar bei 0,8 Prozent gelegen.
Ebenfalls rückläufig waren auf Jahressicht die Preise für Nahrungsmittel, sie sanken um 1,3 Prozent. Diese Entwicklung wirkte zusätzlich dämpfend auf die Gesamtteuerung - ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln hätte die Inflationsrate im Januar sogar 1,1 Prozent betragen.
Der für europäische Vergleichszwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) fiel im Januar um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, auf Jahressicht sank er um 0,5 Prozent. Die vorläufigen Angaben wurden damit bestätigt.
Die Minusinflation untermauert Warnungen, dass Deutschland und die Eurozone auf eine Deflation zusteuern könnten, also einen dauerhaften Preisverfall, der die Wirtschaft insgesamt schwächen würde. Die EZB hat auf die Deflationsgefahr bereits reagiert und die Geldschleusen weit geöffnet: Ab März kauft sie Wertpapiere für 60 Milliarden Euro, der größte Teil davon Staatsanleihen.
Eine Deflation ist besonders schädlich für Unternehmen, weil sie in einem schwachen Wirtschaftsumfeld ihre Verkaufspreise für Güter und Dienstleistungen senken müssen, um ihre Marktanteile zu halten. Die Produktionskosten und die Löhne sind dagegen viel weniger flexibel, weshalb die Gewinnmargen der Firmen schnell unter Druck geraten.
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February 12, 2015 02:00 ET (07:00 GMT)
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