
Der Dax
"Die Börse ist wie Liebe und Angst", fasste Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" das aktuell stark von Emotionen geprägte Anlegerverhalten zusammen. "Gerade jetzt gehen Vernunft und Intuition bei der Prognose des deutschen Leitindex komplett auseinander." So sage der Verstand, dass nach den steilen Kursgewinnen von mehr als 30 Prozent in nur vier Monaten ohne größere Korrektur der Spielraum nach oben stark beschränkt sein sollte.
Dann ist da aber Wenner zufolge noch das unbestimmte Gefühl, dass die Rally ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat: "Böse Zungen könnten von Gier sprechen, doch auch das ein oder andere Argument lässt sich dafür finden." So habe der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag erstmals wieder auch an einem Tag mit Kursgewinnen zugleich deutlich steigende Umsätze aufgewiesen. Der Anstieg des Dax werde also nicht nur von wenigen Investoren getragen. Sicher nutze auch der eine oder andere US-Investor den starken US-Dollar, um im Euroraum günstig Aktien zu kaufen, sagte Andre Koppers vom Vermögensverwalter Oberbanscheidt & Cie. Dies würde für weiter steigende Kurse in der neuen Woche sprechen.
Daniel Saurenz von Feingold Research appellierte indes mehr an den Verstand als an das Gefühl. Nach der jüngsten Rekordjagd sei eine Pause nun dringend nötig und gesund: "Es darf niemanden wundern, wenn der Ausdruck Gewinnmitnahmen in den kommenden Wochen zum geflügelten Wort wird." Schließlich seien die wenigsten Probleme gelöst, die dem Dax jüngst immer wieder Nackenschläge verpasst hatten.
So werden die Euro-Finanzminister am Montag erneut versuchen, sich mit ihrem griechischen Kollegen im Schuldenstreit zu einigen. Gelinge dies nicht, würde die Wahrscheinlichkeit für eine Staatspleite in Griechenland und den Austritt des Landes aus der Währungsunion deutlich steigen, schrieben die Analysten der Commerzbank.
Indes wächst nach dem jüngsten EU-Gipfel die Hoffnung auf eine zügige Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland. Experten begannen am Freitag Vorgespräche über ein verändertes Rettungsprogramm, nachdem sich zuvor der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem angenähert hatten.
Damit stünden zumindest mit Blick auf Griechenland die Zeichen auf Entspannung, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Zudem könnte mit der vereinbarten Waffenruhe im Ukraine-Konflikt ein beträchtlicher globaler Krisenherd an Bedeutung verlieren. Allerdings seien die Erfolgsaussichten für einen dauerhaften Frieden in der Ostukraine nach aktuellem Stand eher begrenzt, so dass Euphorie hier fehl am Platze sei.
Eventuell könnten jedoch in der neuen Woche einige Konjunkturdaten für gute Stimmung sorgen. Den Analysten der Commerzbank zufolge dürften vor allem die europäischen Einkaufsmanagerindizes am Freitag die Märkte bewegen.
Hinzu kommen weitere Nachrichten aus den USA wie der Empire State Index am Dienstag und der Philadelphia Fed Index am Donnerstag. Beide Kennziffern liefern Hinweise auf die aktuelle konjunkturelle Lage des Verarbeitenden Gewerbes in den Vereinigten Staaten. Einen Blick wert ist sicherlich auch das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank, das am Mittwochabend nach Börsenschluss in Europa veröffentlicht wird. Denn neben den internationalen Krisen bestimmt vor allem die Geldpolitik der Notenbanken den Lauf der Dinge an den Finanzmärkten.
Darüber hinaus tröpfeln auch wieder Geschäftszahlen deutscher
Unternehmen herein. Den Anfang machen am Montag der
Entwicklungsdienstleister für die Auto- und Luftfahrtindustrie
Bertrandt
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0012 2015-02-16/05:50