
Von Andreas Kißler
Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Februar vor dem Hintergrund der Krisen in der Ukraine und um Griechenland weniger stark verbessert als erwartet. Dafür fiel die aktuelle Lagebeurteilung aber viel besser aus als vorhergesagt.
Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhobene Index der Konjunkturerwartungen stieg von 48,4 Punkten auf 53,0. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten hingegen mit einem Zuwachs auf 55,8 Punkte gerechnet. Der Index der Lagebeurteilung verbesserte sich aber wesentlich stärker als veranschlagt von 22,4 auf 45,5 Punkte. Erwartet worden war lediglich eine Steigerung auf 30,0.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen legten damit nach Angaben des Instituts zum vierten Mal in Folge zu und erreichten den höchsten Stand seit Februar 2014. Das ZEW sprach von einem "leichten Anstieg" seiner Konjunkturerwartungen.
"Die Geldflut der Europäischen Zentralbank und die überraschend starke wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal 2014 sorgen für gute Stimmung unter den Finanzmarktexperten", erklärte ZEW-Präsident Clemens Fuest. "Dämpfend auf die Konjunkturerwartungen wirken sich hingegen die Zuspitzung der Ukraine-Krise und der konfrontative Kurs der neuen griechischen Regierung aus."
Ein Anstieg des ZEW-Index war angesichts der jüngst günstigen Konjunkturdaten erwartet worden. Vor einer Woche waren bereits die sentix-Konjunkturerwartungen für Februar auf ein Allzeithoch gestiegen. Die deutsche Wirtschaft war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Ende des vergangenen Jahres viel stärker gewachsen als erwartet - um 0,7 Prozent. Ein Großteil dieses Wachstums scheint vom privaten Konsum zu stammen, und auch die Investitionen spielten eine tragende Rolle.
Weil der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und die niedrigen Zinsen stützend wirken, hat sich jüngst auch die deutsche Wirtschaft optimistischer gezeigt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hob nach einer Unternehmensbefragung seine Prognose für 2015 an und erwartet nun eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,3 Prozent. Die Befragung zeigte, dass die Unternehmen etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate blicken. Der DIHK hatte aber auch vor Risiken wegen der Ukraine-Krise und des Schuldenkonflikts mit Griechenland gewarnt.
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone legten im Februar ebenfalls zu. Der entsprechende Indikator stieg um 7,5 Punkte gegenüber dem Vormonat auf 52,7. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verbesserte sich im Februar laut ZEW um 8,7 auf minus 48,4 Punkte.
(Mitarbeit: Hans Bentzien)
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February 17, 2015 05:15 ET (10:15 GMT)
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