
Der starke Jahresendspurt der deutschen Wirtschaft hat die Stimmung unter Finanzexperten spürbar aufgehellt. Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte, stiegen die von ihm erhobenen Konjunkturerwartungen im Februar um 4,6 Punkte auf 53,0 Zähler. Das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Bankvolkswirte hatten zwar mit einem etwas stärkeren Anstieg auf 55,0 Punkte gerechnet. Die aktuelle Lage wurde von den Befragten allerdings viel besser bewertet als erwartet.
Der entsprechende Indikator stieg kräftig um 23,1 Zähler auf 45,5 Punkte. Das lag deutlich über den Markterwartungen von 30,0 Punkten. "Die Geldflut der Europäischen Zentralbank und die überraschend starke wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal 2014 sorgen für gute Stimmung unter den Finanzmarktexperten", kommentierte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Nach Zahlen vom vergangenen Freitag war die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal um 0,7 Prozent und damit viel stärker gewachsen als erwartet.
Stimmungsdämpfend habe sich dagegen die Zuspitzung der Ukraine-Krise und der Konfrontationskurs der neuen griechischen Regierung ausgewirkt, ergänzte ZEW-Chef Fuest. Nach abermals geplatzten Verhandlungen ist die finanzielle und wirtschaftliche Zukunft Athens ungewisser denn je. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sprach von einem deutlich größeren Risiko, dass Griechenland den Euroraum verlassen müsse.
Analyst Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg kommentierte, die Stimmungsaufhellung zeige, dass das griechische Schuldendrama bisher keine großen Auswirkungen auf die Eurozone habe. Dafür sprechen auch Zahlen des ZEW: Die Konjunkturerwartungen für den Euroraum stiegen im Februar um 7,5 Punkte auf 52,7 Zähler. Die Lage verbesserte sich um 8,7 Punkte auf minus 48,4 Zähler.
Dass sich die Stimmung trotz des Schuldenstreits mit Athen aufhellte, begründeten Bankvolkswirte auch mit dem starken Rückgang der Ölpreise und dem schwachen Euro. Beides stellt für deutsche Unternehmen eine hohe Entlastung dar - entweder über geringere Energiepreise oder in Form eines Exportschubs, weil deutsche Waren außerhalb des Euroraums günstiger werden. Der Konsum erhält einen zusätzlichen Schub, weil Verbraucher weniger für Benzin und Heizöl ausgeben müssen./bgf/jkr
AXC0078 2015-02-17/12:01