
Die Gewerkschaften wollen für den öffentlichen Dienst der Länder mehr herausholen als beim jüngsten Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie. Das machte der Verhandlungsführer des Beamtenbundes (dbb), Willi Russ, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur deutlich. In Potsdam startet am Donnerstag die zweite Runde der Verhandlungen.
"Wenn wir nur lineare Forderungen hätten, könnte man überlegen, ob der Metallabschluss ein Vorbild sein kann, wenn das Ergebnis dort auch weit von unserer Forderung entfernt ist", sagte Russ. IG Metall und Arbeitgeber hatten eine Gehaltserhöhung um 3,4 Prozent vereinbart sowie für die Monate Januar bis März eine Einmalzahlung von 150 Euro.
Verdi und der Beamtenbund (dbb) verlangen für den öffentlichen Dienst der Länder 5,5 Prozent mehr Geld oder mindestens 175 Euro. Für den Chef der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), ist dies realitätsfern.
Russ betonte: "Metall und der öffentliche Dienst sind doch zweierlei." Die Tarifrunde werde vor allem durch strukturelle Fragen schwierig. "Wir wollen eine tarifliche Entgeltordnung für die 200 000 angestellten Lehrer", erläuterte Russ. "Die Arbeitgeber haben nun auch erklärt, dass sie das zu ihrem Thema machen wollen." Es sei hier in den vergangenen Jahren alles Strukturelle ausverhandelt worden. "Die Arbeitgeber müssen uns aber ein Angebot auf den Tisch legen", forderte der dbb-Verhandlungsführer hinsichtlich der Lehrer.
"Und die Arbeitgeber bestehen auf einer Neuregelung der betrieblichen Altersvorsorge", sagte Russ weiter. Er erwartet nun konstruktive Gespräche. "Die Eröffnung am 16. Februar war nur ein Kaffeekränzchen. Am Donnerstag und Freitag ist hartes Verhandeln angesagt."
Seit der ersten Runde vergangene Woche hätten die Gewerkschaften die Zeit genutzt, um sich mit der Basis rückzukoppeln. "Ob bei der Polizei, der Justiz oder den Lehrkräften gab es viele Veranstaltungen und aktive Mittagspausen." Auch die Beamten seien sehr intensiv beteiligt gewesen. "Wir haben Rückenwind bekommen von der Basis, unseren Forderungskatalog in allen Punkten und selbstbewusst aufrecht zu erhalten."
Verhandelt wird für die rund 800 000 Angestellten der Länder. Zudem soll der Abschluss laut Gewerkschaften auch auf die rund 2 Millionen Beamten und Pensionäre übertragen werden. Einen Durchbruch bereits diese Woche erwartete Russ nicht, doch seien Wunder nicht ausgeschlossen. Eine weitere Verhandlungsrunde ist für März angesetzt./bw/DP/stk
AXC0011 2015-02-26/05:33