27. April. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nur aufwärts geht nicht. Aber der Trend nach oben ist Analysten zufolge längst noch nicht gestoppt.
Trotz zuletzt holpriger Entwicklung am deutschen Aktienmarkt: Sorgen um eine Korrektur im großen Stil machen sich die meisten Analysten nach wie vor nicht. Zum Wochenstart beflügeln zudem neue Höchststände an den US-Börsen vom Freitag die Stimmung, der S&P 500 und der Nasdaq Composite hatten auf Rekordniveaus geschlossen.
Doch es gibt auch zahlreiche Impulse aus dem Inland, auf Unternehmensseite müssen der überraschende Rücktritt des VW-Aufsichtsratschefs Piëch sowie die Neuaufstellung der Deutschen Bank ohne Postbank verdaut werden. Zudem veröffentlichen in den kommenden Tagen viele DAX-Unternehmen ihre Zahlen für das erste Quartal, darunter Daimler, VW, BASF und die Deutsche Bank Am Montagmorgen notiert der DAX nach 11.810,85 Punkten zu Wochenschluss bei 11.769,71 Punkten leicht im Minus.
Kleine Kursavancen
Laut Postbank besteht zwar kurzfristig ein Korrekturrisiko, langfristig bleiben die Analysten aber optimistisch. "Die von uns erwartete konjunkturelle Belebung wird sich positiv auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung vieler Unternehmen auswirken", erklärt Heinz-Gerd Sonnenschein. Steigende Gewinne würden die nach Ansicht der Bank aktuell erhöhten Kurs-Gewinn-Verhältnisse verringern und somit weiteres sowie fundamental unterstütztes Kurspotenzial eröffnen. Mit großen Sprüngen rechnet der Analyst offenbar aber nicht mehr: "Auf Jahressicht erwarten wir alle vier von uns analysierten Indizes, also DAX, Euro Stoxx 50, Topix und S&P 500, moderat über den aktuellen Kursniveaus."
Griechenland bleibt Thema
Verantwortlich für die Rückkehr in den Konsolidierungsmodus vergangene Woche waren schwache Makrodaten, z. B. ein enttäuschender Einkaufsmanagerindex, wie die LBBW erläutert. "Außerdem bremste die Angst vor einem ‚Graccident', also einem ungeplanten Staatsbankrott und Austritt Griechenlands aus der Eurozone, den Markt aus." Auch von der deutschen Berichtssaison seien noch keine großen Impulse gekommen. "Wir gehen davon aus, dass die Rückschläge von den Börsianern als Kaufgelegenheiten interpretiert werden." Vor diesem Hintergrund habe der DAX sein Kurspotenzial noch nicht ausgeschöpft. "Wir halten an der Übergewichtung von Aktien weiter fest."
Kurzfristig Hindernisse
Auch aus charttechnischer Sicht droht keine größere Gefahr, jedenfalls nicht mittelfristig. Laut Christian Henke von IG ist der DAX nur kurzfristig angeschlagen. "Die Unterseite der Seitwärtsphase bei 11.861/11.853 Punkten musste den Bären überlassen werden." Erst die Fibonacci-Unterstützung bei 11.750 Zählern sowie der steigenden exponentielle 55-Tage-Durchschnitt bei aktuell 11.704 Punkten hätten die Talfahrt aufhalten können. "Fallen diese Chartmarken ebenfalls den Bären zum Opfer, ist auf Tagesbasis bei 11.454/11.467 Zählern die nächste Unterstützung auszumachen."
13.000 Punkte als Ziel
Mittelfristig sehe es dagegen nicht so schlimm aus. "Der aus dem Jahr 2011 stammende mittelfristige Aufwärtstrend bei aktuell 11.430 Zählern ist bislang ungefährdet." Zudem sei im Monatschart, dem sogenannten 'Big Picture', bei 11.450 Punkten eine Fibonacci-Unterstützung auszumachen, ebenso auf Wochenbasis. "Somit ist das heimische Börsenbarometer auf den übergeordneten Zeitebenen gut abgesichert." Henke zufolge sprechen die EZB-Geldpolitik und der anhaltende Anlagenotstand auch weiterhin für deutsche Aktien. "Oberhalb des Verlaufshochs bei 12.390 Zählern könnte die Aufwärtsbewegung wieder aufgenommen werden." Mögliches Ziel sei dann die nächste "runde" Zahl bei 13.000 Punkten.
Intakter Aufwärtstrend
Laut Armin Kremser von der DZ Bank hält die Seitwärtsbewegung an. "Wird das letzte Reaktionstief vom 26. März bei 11.620 Punkten nachhaltig unterschritten, so dürfte eine Stop-Welle losgetreten werden", meint der Charttechniker. In diesem Fall eröffne sich ein weiteres Rückschlagsrisiko für den DAX bis 11.200 Punkte. "Oberhalb der 11.620 Punkte-Marke gilt aber zunächst weiterhin die Devise, den intakten mittelfristigen Aufwärtstrend ‚laufen zu lassen'".
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 29. April
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise April. Die Postbank erwartet gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg von 0,3 auf 0,4 Prozent, als Grund werden der etwas höhere Ölpreis und der in der Folge gestiegene Kraftstoffpreis genannt.
14.30 Uhr. USA: BIP 1. Quartal. Wegen verschiedener Belastungsfaktoren rechnet die DekaBank mit einem schwachen Wachstum. Die rückläufigen Investitionen in die Gas- und Ölförderung hätten wohl zu einem Einbruch bei den Gewerbebauinvestitionen geführt, die ungewöhnlich harten Witterungsbedingungen zu einer verhaltenden privaten Konsumdynamik sowie einer schwachen Wohnungsbauaktivität.
20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Die Postbank rechnet mit keinen wesentlichen neuen Erkenntnissen, die Leitzinsen würden unverändert bleiben bleiben. Hinweise auf den möglichen Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung werde es nicht geben. Die Äußerungen diverser Fed-Mitglieder in den vergangenen Wochen ließen keine klare Tendenz erkennen.
Donnerstag, 30. April
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen April. Nach der guten Entwicklung in den vergangenen Monaten erwartet die Postbank auch für den April keine grundlegende Veränderung. Gerechnet wird im Vormonatsvergleich mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl um saisonbereinigt 15.000, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote werde wohl bei 6,4 Prozent verharren.
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise April. Nach vier Monaten unter der Nulllinie dürfte die Inflation wieder auf 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, meint die DekaBank. Ein Grund sei der leicht gestiegene Benzinpreis. Auch für die Kernrate erwarten die Analysten mit 0,7 Prozent einen geringfügig zunehmenden Preisauftrieb.
Freitag, 1. Mai
Feiertag (Tag der Arbeit): In Deutschland und vielen anderen Ländern bleiben die Börsen geschlossen.
Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.
Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
"Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter"
© 27. April 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0057 2015-04-27/10:18