Von Shira Ovide und Thomas Gryta
BARCELONA (Dow Jones)--Wie lautet der neueste "Reparaturplan" von Microsoft für das Smartphone-Geschäft? Einfach noch ein wenig warten.
Dabei war der 9,4 Milliarden US-Dollar schwere Kauf des Mobiltelefon-Geschäfts von Nokia im vergangenen Jahr als der Versuch gewertet worden, das vier Jahre alte eigene Smartphone-Geschäft namens Windows Phone wiederzubeleben. Bislang hat das noch nicht so richtig funktioniert.
Die Auslieferung der intelligenten kleinen Mobiltelefone, die auf dem Betriebssystem Windows basieren, sank jedenfalls nach Angaben des Marktforschers IDC im letzten Jahr auf 2,7 Prozent von 3,3 Prozent im Jahr 2013. Microsoft hat sich vor allem auf den Bereich preiswerter Telefone konzentriert -- dort winkt zwar ein hohes Wachstum, aber der Wettbewerb ist noch schärfer als in anderen Bereichen. Hinzu kommt, dass viele beliebte Softwareanwendungen, kurz Apps, für das Betriebssystem Windows Phone gar nicht oder nur in schlechterer Qualität als für iPhone und Android angeboten werden.
Beim Mobile World Congress in Barcelona, der größten Mobilfunkmesse der Branche, stellte Microsoft ein paar kleinere neue Geräte vor. Doch eigentlich konzentrierte sich das Unternehmen vor allem darauf, sein neues Windows 10-Betriebssystem anzupreisen, das auch die nächste Gerätegeneration im Mobilfunkgeschäft antreiben soll.
Für Stephen Elop, den früheren Nokia-Vorstandschef, der inzwischen das Mobiltelefongeschäft von Microsoft verantwortet, kann Microsoft durchaus noch ein wenig warten. Die Pause bei der Einführung neuer hochpreisiger Endgeräte sei eine gewollte Strategie, nicht das Resultat interner Entwicklungsschwierigkeiten, sagte Elop. Bis zum Jahresende werde Microsoft mit einem hochpreisigen Endgerät in den Verkaufsräumen sein, versprach er. "Es ist eine bewusste Entscheidung, im Spitzenbereich erst mit Windows 10 ein neues Flagschiff-Endgerät zu präsentieren", sagte er bei einem Interview in Barcelona.
Kritiker von Microsoft wenden ein, das Unternehmen befinde sich im unangenehmen Niemandsland zwischen den teuren Endgeräten von Apple und der Flut von Angeboten, die die verschiedensten Anbieter auf Basis des Betriebssystems Android auf den Markt werfen. Vertreter von Microsoft wenden demgegenüber ein, sie seien langfristig unterwegs und setzten auf den Erfolg von Windows 10. Mit diesem Betriebssystem schafft Microsoft zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte eine gemeinsame Grundlage für Computer, Telefone und Tablet-Geräte.
Die Idee dahinter ist, die zahlreichen Windows-Nutzer anzusprechen, die seit Jahren das populäre Office-Paket von Microsoft auf ihren PCs nutzen. Microsoft setzt darauf, dass es die Nutzer einfach finden werden, auf ihren Mobiltelefonen die gleiche Benutzeroberfläche vorzufinden wie zu Hause am Schreibtisch auf ihrem PC. Zumindest in der Theorie würde das gleiche Betriebssystem es auch für Entwickler einfacher machen, Applikationen zu entwickeln, die reibungslos auf den verschiedensten Endgeräten funktionieren.
"Die Wurzeln von Microsoft liegen in der Produktivität, in dem Bestreben, Dir zu helfen etwas fertigzustellen und zu erreichen", sagte Elop in Barcelona. Andere Offizielle des Unternehmens weisen im Hintergrund darauf hin, dass Microsoft die Geduld, die Fähigkeiten und auch die finanzielle Feuerkraft besitze, um Windows Phone dieses Mal zum Erfolg zu führen.
Zumindest im Bereich Geschäftskunden macht das auch für Analysten Sinn. Microsoft habe auch davon gesprochen, eine ausgereifte Sicherheitslösung für Windows Smartphones bereitstellen zu können, sagt J.P. Gownder, ein Analyst bei Forrester Research. Das sei natürlich besonders ansprechend für Unternehmen, die sich Sorgen darüber machten, wenn ihre Mitarbeiter mit einem Gerät im Internet herumsurften, auf dem zugleich potenziell die innersten Geheimnisse des Unternehmens gespeichert seien. Mit Windows 10 könne Microsoft "vermutlich diese Diskussion komplett neu beleben", sagte Gownder.
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March 02, 2015 11:46 ET (16:46 GMT)
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