(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz unter anderem zum geplanten Stellenabbau)
MANNHEIM (dpa-AFX) - Die Energiewende vermasselt dem Bau- und
Dienstleistungskonzern Bilfinger
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) dürfte 2014 bei 380 bis 400 Millionen Euro liegen, hatte Bilfinger überraschend am Montagabend mitgeteilt. Zuvor lag das Ziel für 2014 bei deutlich mehr als den 2013 erzielten 419 Millionen Euro zu landen. Das bereinigte Konzernergebnis dürfte von 255 Millionen Euro auf 230 bis 245 Millionen Euro sinken. Der Umsatz, die sogenannte Bauleistung, soll sich mit 7,9 Milliarden Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres bewegen.
STELLENABBAU GEPLANT
Besonders hart sei der zur Kraftwerkssparte gehörende Hochdruckrohrleitungsbau von den Folgen der Energiewende betroffen, sagte Koch am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Wegen der hohen Fixkosten im deutschen Geschäft will er deshalb die Produktionskapazitäten in diesem Geschäftsfeld halbieren. "Dies hat auch Stellenstreichungen zur Folge", fügte der ehemalige Ministerpräsident von Hessen hinzu. Wie viele Arbeitsplätze von den 1100 wegfallen sollen, könne er noch nicht sagen.
Bilfinger setzt mit dem Hochdruckrohrleitungsbau laut Koch rund 400 Millionen Euro um. In der gesamten Sparte Kraftwerksbau rechnen die Mannheimer 2014 mit einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro, nach 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Ebita-Marge würde damit auf 6 Prozent sinken (2013: 8,9). Die Anpassungen bei den Kapazitäten sowie weitere Einsparprogramme werden das Unternehmen im zweiten Halbjahr zusätzlich einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Zudem sollen die laufenden Sparbemühungen beschleunigt werden.
EINSPARUNGEN BEI KUNDEN
Sorgen bereiten Bilfinger nicht nur der Heimatmarkt. So habe Bilfinger bereits gewonnene Projekte in Polen nicht realisieren können, da Kraftwerke einfach nicht gebaut würden, sagte Koch. In Norwegen bekäme Bilfinger die geplanten Einsparungen des staatlichen Ölkonzerns Statoil von rund einer Milliarde Euro zu spüren. Aber auch in den USA liefen die Geschäfte nicht ganz so rund. Bilfinger tue sich dort vor allem mit einem großen Industriekunde schwer. Und das Geschäft in Indien sei aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation fast zum Erliegen gekommen.
Es wäre für Vorstandschef Roland Koch an der Zeit gewesen, zu liefern, sagte ein Händler. Stattdessen habe er eine harsche Gewinnwarnung noch unter der Konsensschätzung abgegeben. Auch für Analyst Jasko Terzic von der DZ Bank kam die Gewinnwarnung überraschend. "Wir bewerten dies negativ." Die Power Division, in der unter anderem das Dienstleistungs-Geschäft für Kraftwerke gebündelt ist, stehe für rund 30 Prozent des angepassten Konzern-Ebita und weise die höchste Marge im Konzern auf. Der ehemalige hessische Ministerpräsident hatte noch Anfang Mai vor Beginn der Hauptversammlung die alten Prognosen bekräftigt.
MITTELFRISTIGE ZIELE WACKELN
Seine mittelfristigen Volumenziele wird Bilfinger überprüfen und die neuen Ziele im Bericht zum dritten Quartal 2014 im Herbst erläutern. Bei den Margenzielen sind den Angaben zufolge in den Geschäftsfeldern Industrial sowie Building and Facility keine Anpassungen erforderlich. Nach der Restrukturierungsphase strebt Bilfinger ab 2016 für das Geschäftsfeld Power wieder eine Marge oberhalb von 8 Prozent an.
Koch trimmt den Konzern seit seinem Amtsantritt 2011 auf Dienstleistungen rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Gebäude. Dieses Geschäft ist einträglicher als der klassische Bau, von dem sich die Mannheimer in den jüngsten Jahren immer mehr verabschiedet haben. Im vergangenen Jahr verkaufte Koch bereits defizitäre Straßenbauaktivitäten. Derzeit sucht er einen Käufer für wesentliche Teile des Tiefbaugeschäfts./mne/stb/he
ISIN DE0005909006
AXC0227 2014-07-01/16:30