
Strafzinsen für Kunden dürfen aus Sicht des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen trotz wachsender Herausforderungen keine Antwort auf die Minizinsphase sein. "Wir Sparkassen sollten von negativen Einlagenzinsen tunlichst die Finger lassen", betonte der geschäftsführende Präsident des Verbandes, Gerhard Grandke, am Dienstag in Frankfurt. Es bleibe Hauptaufgabe, "den Menschen in unserem Geschäftsgebiet eine sichere Anlage zu bieten".
Grandke warnte zudem: "Wenn es für Kunden günstiger wird, Bargeld zu Hause zu horten als es zur Sparkasse zu bringen, verlieren wir unsere Basis." Kerngeschäft der Institute ist die Annahme von Einlagen und die Ausgabe von Krediten.
Trotz Minizinsen fürs Sparen gewannen die Sparkassen in Hessen (34) und Thüringen (16) im vergangenen Jahr insgesamt 1,6 Milliarden Euro zusätzliche Kundengelder hinzu. Wachstum gab es allerdings ausschließlich bei täglich fälligen Geldern, die mittlerweile fast zwei Drittel der gesamten Einlagen ausmachen. Insgesamt summierten sich die Einlagen zum Jahresende auf gut 88,3 Milliarden Euro.
Die Ausleihungen an Kunden legten binnen Jahresfrist um gut eine Milliarde Euro auf rund 62,5 Milliarden Euro zu. "Die Chancen stehen gut, dass sich der Wachstumskurs bei den Kreditbeständen in diesem Jahr fortsetzen wird", sagte Grandke. Groß sei die Nachfrage nach Wohnungsbaufinanzierungen, Immobilien sind derzeit gefragt.
Sparkassen verdienten lange gut daran, für Kredite mehr Geld zu kassieren als sie an Zinsen bei Sparprodukten zahlten. Doch die Differenz aus den beiden Positionen, der sogenannte Zinsüberschuss, wird tendenziell kleiner, weil die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf nahezu Null gesenkt hat.
"Vor der Kulisse der anhaltenden Dauerniedrigzinsen sind wir gut beraten, die Bedeutung des Zinsüberschusses etwas zu relativieren und die kleinere Ertragssäule Provisionsüberschuss auszubauen", sagte Grandke. Von einer staatlichen Sparprämie, wie sie etwa der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, ins Gespräch gebracht hat, hält Grandke nichts: "Es ist wichtiger, die Wachstumsimpulse im europäischen Kontext zu stärken, um endlich aus der Niedrigzinsfalle herauszukommen."
Mit dem Jahresergebnis 2014 zeigte sich Grandke zufrieden: "Die Sparkassen in Hessen und Thüringen haben dem Niedrigzinsumfeld erneut getrotzt und noch einmal ein recht gutes Ergebnis eingefahren." Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte nach vorläufigen Zahlen rund 1,15 (Vorjahr: 1,17) Milliarden Euro. Unter dem Strich standen 371,8 (258,5) Millionen Euro Gewinn./ben/DP/fbr
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