
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die öffentlichen Banken Deutschlands rechnen damit, dass die Staatsanleihekäufe der Zentralbanken des Eurosystems die Bundesanleiherenditen kurzfristig noch einmal drücken werden. Längerfristig überwiegt jedoch die Erwartung steigender Renditen, wie aus der aktuellen Prognose der Mitglieder des Verbands öffentlicher Banken (VÖB) hervor geht.
Demnach sehen die Institute die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf Sicht von zwei Monaten bei höchstens 0,3 Prozent. Aktuell rentieren Zehnjährige bei 0,364 Prozent. Eine Ausnahme bildet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die im Gefolge von QE mit einem sofortigen Rendite-Anstieg auf 0,5 Prozent rechnet.
Auf Sicht von zwölf Monaten erwarten die Institute dann aber einen mehr oder weniger deutlichen Anstieg der Renditen. Lediglich die BayernLB sieht die Rendite der Zehnjährigen unter ihrem aktuellen Niveau.
Der Grund für die verschiedenen Positionen liegt nicht alleine in unterschiedlichen Erwartungen hinsichtlich der bevorstehenden Staatsanleihekäufe im Euroraum. Eine Rolle spielen auch abweichende Szenarien für das Verhalten der US-Notenbank.
Je schwerer sich die Euro-Zentralbanken beim Ankauf der Staatsanleihen tun, desto höher werden die Preise steigen und desto stärker sinken die Renditen. Je eher aber die Federal Reserve die Zinsen anhebt, desto eher macht sich dieser zinssteigernde Effekt auch in Europa bemerkbar. Andererseits wird "QE made in Europe" auch Rückwirkungen auf Amerika haben.
"Im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld und angesichts der ausgeprägten Angebotsknappheit werden wohl nur wenige Investoren bereit sein, ihre höher verzinslichen Bestandsanleihen an die EZB abzugeben", sagt BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Er rechnet deshalb damit, dass sich die Notenbanken auf Neuemissionen stützen werden, die aber in einigen Ländern, zum Beispiel Deutschland, knapp sein werden.
Michels sieht die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen daher auf Sicht von zwei, sechs und zwölf Monaten bei 0,2, 0,1 und 0,2 Prozent.
Das entgegengesetzte Ende des Erwartungsspektrums bildet LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch, der Bundrenditen von 0,5, 0,75 und 1,0 Prozent prognostiziert. Für seine Version spricht die Tatsache, dass die Bundrenditen schon seit fünf Wochen sinken, in den letzten beiden Tagen beschleunigt und bei sehr hohen Umsätzen. "Auch in den USA war es so, dass mit dem Beginn der Käufe die Renditen gestiegen sind", erinnert er.
Aus Sicht von DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater wären steigende Langfristrenditen für die EZB eine sehr gute Nachricht. "Wenn die Zinskurve wieder steiler wird, dann werden die Notenbanken auch gegen Ende des Kaufprogramms noch genügend Käufer finden", sagt er. Ein Scheitern des Programms aus "technischen Gründen" hielte er für ein schlimmes Szenario.
Im Prinzip aber, so sagt Kater, habe Draghi den Zeitpunkt für QE "clever" gewählt. Bestenfalls würden die Märkte die jetzt aus anderen Gründen anziehenden Wachstums- und Inflationsraten nämlich der EZB zuschreiben, "und wenn das Programm einmal läuft, dann läuft es".
Der EZB-Rat hat im Januar beschlossen, dass die Zentralbanken des Eurosystems ab März monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen sollen. Der größte Teil davon werden Staatsanleihen sein. Unter Ökonomen und Marktteilnehmern wird seitdem darüber diskutiert, ob überhaupt und zu welchen Preisen die Zentralbanken diese Papiere ankaufen können.
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Rendite 10j Bunds % Rendite 10j Treasuries % 2Mon 6Mon 12Mon 2Mon 6Mon 12Mon BayernLB 0,2 0,1 0,2 1,7 1,8 2,2 DekaBank 0,3 0,4 0,6 2,15 2,38 2,8 DZ Bank 0,25 0,25 0,25 1,5 1,6 2,25 Helaba 0,3 0,5 0,7 2,2 2,5 3,0 HSH Nordbank 0,3 0,4 0,6 1,95 2,15 2,5 LBBW 0,5 0,75 1,0 2,3 2,7 2,9 NordLB 0,3 0,4 0,4 2,0 2,2 2,5
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March 04, 2015 08:28 ET (13:28 GMT)
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