
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem kräftigen Rücksetzer am Vortag ging es an den Börsen in Europa am Mittwoch wieder nach oben. Unterstützung bekam der Aktienmarkt von der Währungsseite. Der Euro fiel, nur einen Tag bevor die Europäische Zentralbank (EZB) die Details zum Anleihekaufprogramm bekannt gibt, auf ein neues Elfjahrestief zum Dollar. Für die Unternehmen aus Europa wirkt der schwache Euro wie ein Konjunkturprogramm, können sie doch ihre Waren auf dem Weltmarkt besser verkaufen.
Der DAX stieg um 1,0 Prozent auf 11.390 Punkte und schloss auf Tageshoch. Der Euro-Stoxx-50 kletterte ebenfalls um 1,0 Prozent auf 3.583 Zähler. Am Anleihemarkt setzte sich die Konsolidierung vor EZB-Sitzung fort. Der Euro notierte imTagestief bei 1,1061 Dollar.
Der steigende politische Druck auf die türkische Notenbank und die Erwartung einer vorgezogenen Zinssenkung drückten die Türkische Lira auf ein neues Rekordtief zum Dollar. Der Markt erwartet, dass die politischen Entscheidungsträger in der Türkei an der lockeren Geldpolitik festhalten und am 17. März zum dritten Mal in Folge die Zinsen senken. Investoren werden vorsichtiger und verkaufen Aktien in Istanbul, die Index schloss dort rund 3 Prozent leichter.
Etwas gedämpft wurde die Stimmung am Vormittag noch durch überwiegend schwächere Einkaufsmanager-Indizes aus dem Dienstleistungssektor der Eurozone. "Lediglich die Umfrage in Frankreich hat die Erwartungen erfüllt. In Italien, Spanien und vor allem in Deutschland liegen die revidierten Werte unter den Erwartungen", sagte ein Händler. Der vielbeachtete ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA fiel im Februar etwas besser aus als erwartet.
Für teils kräftige Kursbewegungen bei den Einzelwerten sorgte abermals die Berichtssaison. Für Henkel ging es um 0,8 Prozent abwärts, nachdem der Persil-Hersteller Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Beobachter sprachen aber überwiegend von Gewinnmitnahmen. KeplerCheuvreux rechnet damit, dass der Aktienkurs eine Atempause einlegt. In den vergangenen zwölf Monaten habe das Papier kräftig zugelegt, nun lägen die Bewertungskennziffern klar über dem historischen Durchschnitt. Nach Einschätzung der DZ Bank ist die Aktie nach ihrem guten Lauf reif für Gewinnmitnahmen.
Stärker unter Druck standen Axel Springer im MDAX. Sie verloren nach der Vorlage des Quartalsberichts 5,2 Prozent. Die Analysten von Kepler haben auf die Zahlen mit einer Abstufung der Aktie von "Buy" auf "Reduce" reagiert. Axel Springer habe schwache Ergebniszahlen präsentiert, kommentierten die Analysten. Umsatzseitig seien die Schätzungen zwar leicht übertroffen worden, doch hätten unerwartet hohe Kosten den Nettogewinn drei Prozent unter die Marktprognose gedrückt. Der Ausblick sei enttäuschend.
Das Ausbleiben einer Kapitalerhöhung ließ den Kurs von Standard Chartered um 5,1 Prozent zulegen. Eine solche war am Markt allgemein erwartet worden. "Unserer Einschätzung nach benötigt die Bank 5,25 Milliarden US-Dollar an frischem Kapital, um Abschreibungen und die Restrukturierung zu finanzieren", hieß es zuvor beispielsweise von der Deutschen Bank. Ein Händler sprach dann auch von einer "Erleichterungsrally".
Teils gute US-Absatzzahlen für Februar sorgten für steigende Kurse im Autosektor. Während der Absatz bei VW noch um 5,2 Prozent fiel, steigerte Mercedes den Absatz um 3,1 Prozent. BMW verkaufte sogar gut 18 Prozent mehr Autos. Zudem gehören die Automobilhersteller zu den großen Profiteuren der Euroschwäche, da sie hohe Umsatzanteile außerhalb Europas erzielen. BMW stiegen um 1,8 Prozent, Daimler legten um 2,8 Prozent zu, VW notierten 1,2 Prozent im Plus. Der europäische Sektor der Automobilwerte stellte mit einem Plus von 1,8 den Gewinner des Tages.
Nun wartet der Markt auf die Sitzungen der EZB und der Bank of England am Donnerstag. Dabei gilt das Interesse besonders den Details zu den avisierten Anleihekäufen (QE) der EZB von monatlich 60 Milliarden Euro. Zwar dürfte der EZB nicht daran gelegen sein, alles offenzulegen, doch auf ein paar Details zu QE dürfen Beobachter schon hoffen, wenn EZB-Präsident Mario Draghi nach der Ratssitzung vor die Presse tritt, diesmal in Nikosia auf Zypern.
==== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.583,44 +34,33 +1,0% +13,9% Stoxx-50 3.394,57 +35,89 +1,1% +13,0% Stoxx-600 390,61 +2,93 +0,8% +14,0% XETRA-DAX 11.390,38 +110,02 +1,0% +16,2% FTSE-100 London 6.919,24 +30,11 +0,4% +5,4% CAC-40 Paris 4.917,35 +48,10 +1,0% +15,1% AEX Amsterdam 483,57 +3,51 +0,7% +13,9% ATHEX-20 Athen 249,33 -3,50 -1,4% -5,9% BEL-20 Bruessel 3.702,16 +34,91 +1,0% +12,7% BUX Budapest 17.824,28 +15,70 +0,1% +7,2% OMXH-25 Helsinki 3.422,33 -5,05 -0,1% +14,5% ISE NAT. 30 Istanbul 100.652,07 -3001,19 -2,9% -5,2% OMXC-20 Kopenhagen 873,97 +0,84 +0,1% +17,4% PSI 20 Lissabon 5.627,59 -86,49 -1,5% +15,5% IBEX-35 Madrid 11.051,30 +36,60 +0,3% +7,5% FTSE-MIB Mailand 22.131,08 +143,90 +0,7% +16,4% RTS Moskau 889,68 -27,37 -3,0% +12,5% OBX Oslo 552,45 -7,66 -1,4% +5,5% PX Prag 1.014,24 -3,08 -0,3% +7,1% OMXS-30 Stockholm 1.664,50 +2,63 +0,2% +13,7% WIG-20 Warschau 2.338,00 +14,91 +0,6% +1,0% ATX Wien 2.465,53 -10,79 -0,4% +14,1% SMI Zuerich 8.992,50 +37,82 +0,4% +0,1% DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 9.40 Uhr Di, 17.38 Uhr EUR/USD 1,1076 -0,53% 1,1135 1,1205 EUR/JPY 132,63 -0,52% 133,31 133,86 EUR/CHF 1,0670 -0,45% 1,0718 1,0745 USD/JPY 119,75 0,03% 119,71 119,46 GBP/USD 1,5267 -0,54% 1,5350 1,5382 ===
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March 04, 2015 12:14 ET (17:14 GMT)
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