
BERLIN (Dow Jones)--Die geplante Umsatzsteuer auf Finanzgeschäfte in elf europäischen Staaten könnte laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) allein Deutschland jährliche Erlöse von bis zu 45 Milliarden Euro einbringen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das die SPD-Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben hat.
Frankreich käme demnach auf Mehreinnahmen von bis zu 36 Milliarden, Italien immerhin noch auf maximal sechs Milliarden Euro. "Die Studie zeigt einmal mehr: Wir brauchen eine umfassende Finanztransaktionsteuer", zitiert die SZ den SPD-Finanzexperten Carsten Sieling in ihrer Montagausgabe. "Sie ist sinnvoll, machbar und überfällig."
In dem Gutachten zeigt das DIW demnach auf, mit welchen Erlösen die elf Staaten je nach Gestaltung der Finanztransaktionsteuer (FTT) in etwa rechnen können. Da ist zunächst das Modell der EU-Kommission, das vorsieht, den Anbieter wie den Erwerber einer Aktie oder Anleihe mit einem Steuersatz von je 0,1 Prozent des Kaufpreises zu belegen. Bei Termin-, Tausch- und Optionsgeschäften, sogenannten Derivaten, beträgt der Satz 0,01 Prozent. Ausgenommen sind Bankgeschäfte des täglichen Lebens, also etwa Überweisungen vom Girokonto, die Aufnahme von Kredite, die Emission von Aktien sowie Transaktionen zwischen Lebensversicherungen und ihren Kunden. Geht man davon aus, dass das Handelsvolumen trotz Einführung der Steuer unverändert bleibt, kommt man auf die genannten Maximalerlöse, also im Falle Deutschlands auf knapp 45 Milliarden Euro pro Jahr.
Fachleute erwarten allerdings, dass ein Teil des Geschäfts zum Erliegen käme oder in Drittstaaten, etwa nach Großbritannien, verlagert würde, wie die SZ schreibt. Doch selbst in diesem Fall wären die Einnahmen laut Gutachten noch beträchtlich: Bei einem 15-prozentigen Rückgang der Wertpapiergeschäfte und einem Einbruch des Derivatehandels um 75 Prozent kämen demnach immer noch fast 19 Milliarden Euro zusammen. Auch bei einer Halbierung der Steuersätze auf 0,05 Prozent für Aktien und 0,005 Prozent für Derivate läge das Aufkommen noch bei zehn bis 25 Milliarden Euro rechnen, und selbst bei einer Zehntelung auf 0,01 und 0,001 Prozent kämen noch 2,3 bis 5,4 Milliarden Euro zusammen.
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March 09, 2015 01:20 ET (05:20 GMT)
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