
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist im Streit mit Griechenland über die Modalitäten der anstehenden Gespräche mit Experten der Geldgeber hart geblieben. Bei einer Pressekonferenz in Brüssel bestand der deutsche Finanzminister darauf, dass Vertreter aller drei Institutionen der Troika die nötigen Prüfungen vor allem in Athen vornehmen müssten - und zwar zusammen. Erst dann soll es nach dem Willen Schäubles Geld für Griechenland geben.
"Die Institutionen machen das gemeinsam", sagte Schäuble bei der Pressekonferenz nach einem Treffen der EU-Finanzminister, "das ist so". Damit reagierte er auf Fragen zu Berichten, nach denen der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis nur Gespräche mit einzelnen Institutionen zulassen wolle. Schäuble sagte, das Vorgehen sei in dem Mechanismus angelegt, den die übrigen Euro-Länder Ende Februar mit Athen zur Verlängerung des Hilfsprogramms vereinbarten.
"Griechenland muss mit den Institutionen darüber reden, dass das Memorandum of Understanding erfüllt wird", sagte Schäuble mit Blick auf die Programmerklärung, in der Athens Verpflichtungen geregelt sind. "Erst, wenn diese Voraussetzung gegeben ist, gibt es die Möglichkeit für die Auszahlung der noch möglichen Zahlungen aus dem Programm."
Die Finanzminister der Euro-Länder hatten sich am Montag mit dem Thema Griechenland befasst. Bei dem Treffen war eine Aufnahme technischer Gespräche zwischen den das Rettungsprogramm überwachenden Institutionen und Griechenland vereinbart worden. Sie sollen am Mittwoch in Brüssel beginnen. Der Eurogruppen-Vorsitzende Jeroen Dijsselbloem kündigte am Montagabend an, zudem würden auch Experten nach Athen reisen, sollte dies nötig sein.
Schäuble wies aber am Dienstag den nach griechischen Aussagen entstandenen Eindruck zurück, bei den technischen Überprüfungen handele es sich um etwas anderes als die Troika, die die Regierung in Athen nicht mehr in ihrem Land akzeptieren wollte. Er teile diese Auffassung nicht, betonte der Finanzminister. "In der Substanz ist das das Gleiche", konstatierte Schäuble. "Es hilft nichts. Was soll es denn sein?"
Die jüngsten Aussagen werfen ein Schlaglicht auf die wachsende Ungeduld, die Schäuble und andere Euro-Finanzminister offenbar angesichts zunehmender Unklarheit über die Finanzlage Griechenlands mit Athen haben. "Irgendwelche konkreten Informationen haben wir nicht", beklagte Schäuble. Über Griechenland sei bei der Sitzung am Montag nicht viel geredet worden, weil seit dem vorangegangenen Treffen nichts geschehen sei. "Die Begeisterung, dass nichts geschehen ist, war nicht allzu groß." Jetzt dürfe keine weitere Zeit mehr "verschwendet" werden, forderte Dijsselbloem.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
(END) Dow Jones Newswires
March 10, 2015 11:20 ET (15:20 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.