
Das bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Risikobewertung angesiedelte European Sytemic Risk Board (ESRB) hat sich für eine Änderung der Risikobewertung von Staatsanleihen in Bankbilanzen ausgesprochen. Wenn für Staatsanleihen ein faktisches Ausfallrisiko bestehe, müsse dies in den Regeln und in der Aufsicht berücksichtigt werden, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des ESRB. Die aktuellen Regeln bei der Risikobewertung von Staatsanleihen seien mit der derzeit existierenden System der Überwachung der Finanzmärkte nicht vereinbar.
Im Gegensatz zu Krediten müssen Banken für Staatsanleihen derzeit kein oder nur sehr wenig Eigenkapital zur Risikovorsorge hinterlegen. Daher sind Staatspapiere bei den Banken als Anlageform beliebt. Allerdings sind bei den bestehenden Regeln keine schnellen Änderungen zu erwarten: "Das aktuelle Regelwerk bei der Risikobewertung von Staatsanleihen durch die Finanz-Institutionen müsse auf globaler Ebene überprüft werden", schrieb EZB-Chef Mario Draghi in einem Vorwort zu dem Bericht. Draghi ist gleichzeitig auch Mitglied des ESRB-Verwaltungsrats.
Staatsanleihen galten lange als nahezu risikofrei. Vor allem die griechische Schuldenkrise hat diese Einschätzung jedoch in Frage gestellt. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte daher zuletzt gefordert, von den Banken gehaltene Staatsanleihen anders zu bewerten. So soll verhindert werden, dass eine Staatsschuldenkrise nicht unmittelbar eine Bankenkrise nach sich zieht, wie es zu Beginn der Schuldenkrise in der Eurozone im Jahr 2010 der Fall war./jkr/fr
AXC0206 2015-03-10/17:07