
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ist am Dienstag erst einmal Ernüchterung eingekehrt. Obwohl der Euro erneut stark nachgab und erstmals seit fast 12 Jahren unter 1,07 Dollar gefallen ist, schwenkten die Aktienmärkte auf Konsolidierungskurs. Besonders stark gaben Rohstoff- und Ölaktien nach, weil der starke Dollar auf die Rohstoffpreise drückte. Aber auch Dollar-Profiteure wie die Autotitel litten unter Gewinnmitnahmen.
"Die Stimmung trübt sich ein", sagte ein Händler. Auslöser des Rücksetzers war ein erneuter Schwächeanfall in New York. In den USA führt der feste Dollar zu konjunkturellem Gegenwind, weil er die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schwächt und Deflation importiert. "Die Dollar-Stärke wirkt wie eine Zinserhöhung", sagte ein Händler. Die Diskussion um eine mögliche erste US-Leitzinserhöhung zur Jahresmitte belaste darüber hinaus die Stimmung.
Marktteilnehmer fragen sich nun, ob sich die europäischen Börsen wie bereits im Januar abkoppeln und auch gegen weiter fallende US-Aktien zulegen. Dafür spricht der schwache Euro mit den positiven Impulsen für die exportorientierten Aktien. Außerdem fallen die Renditen an den Anleihenmärkten wegen der Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank immer weiter: In der Eurozone fielen die Renditen vieler Staatsanleihen auf neue Rekordtiefs, nicht nur in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, sondern auch in Italien und Spanien.
Andererseits sei die Entwicklung am Devisen- und am Anleihenmarkt mit dem zurückliegenden Kursaufschwung vermutlich weitgehend eingepreist, meinen die Skeptiker. Zudem mache sich angesichts der schon wieder aufgebrochenen Griechenland-Krise und der außenpolitischen Spannungen mit Russland Unbehagen breit.
Der DAX verlor 0,7 Prozent auf 11.500 Punkte, und der Euro-Stoxx-50 gab um 1,2 Prozent auf 3.567 Punkte nach. Marktanalysten raten zum Beobachten der Aufwärtstrends bei etwa 3.500 Punkten im Euro-Stoxx-50 und bei etwa 11.300 Punkten im DAX: Nur wenn diese brechen, stehe eine nennenswerte Konsolidierung an.
Unter den Sektoren-Indizes verloren der Index der Öl- und Gasaktien 3,5 Prozent und der Index der Rohstoff-Aktien 2,2 Prozent. Ölwerte litten unter dem Szenario, die Ölpreiserholung könnte schon wieder zu Ende sein und die Preise könnten bald auf die jüngsten Tiefststände zurückfallen.
Unter den Einzeltiteln stiegen Orange um 1,8 Prozent. Der Wettbewerber Iliad will die Preise entgegen bisheriger Spekulationen nicht senken. In Zürich gewannen Credit Suisse 7,8 Prozent. Konzernchef Brady Dougan tritt zurück und wird von Tidjane Thiam ersetzt, der bislang den britischen Versicherer Prudential geleitet hat. Prudential-Aktien fielen in London um 3,1 Prozent.
Gewinner Nummer eins im DAX waren Infineon, die mit positiven Analystenaussagen um 2,0 Prozent auf 11,04 Euro stiegen. Nach guten Zahlen von Hannover Rück legten Munich Re um 0,5 Prozent zu. Auf der anderen Seite verloren RWE 2,8 Prozent. RWE hat zwar im vergangenen Jahr beim operativen Gewinn deutlich besser abgeschnitten als erwartet. Die "Rheinische Post" schreibt aber, der Gewinn nach Steuern werde 2016 auf 800 Millionen Euro sinken - damit läge er deutlich unter den Prognosen.
Besser als der DAX schnitt die zweite Reihe am deutschen Markt ab. Der MDAX konnte sich mit einem Minus von 0,1 Prozent knapp behaupten, der TecDAX fiel um 0,4 Prozent. Der Münchener Spezialchemiekonzern Wacker Chemie prüft eine Ausgliederung der Halbleitersparte. Die Aktie legte um 3,8 Prozent zu. Hannover Rück zogen um 2,8 Prozent an. Die Geschäfte haben sich im vergangenen Jahr besser entwickelt als erwartet, und inklusive Sonderdividende liegt die Dividendenrendite nun bei knapp 5 Prozent. Im TecDAX bauten Xing den Kursanstieg der vergangenen Tage mit einem Plus von 4,8 Prozent aus.
Im SDAX fielen Zalando um 6,7 Prozent. Der Kurs litt zur Schlussauktion unter der Bekanntgabe einer Platzierung. Preisvorstellungen wurden noch nicht bekannt. "Die Platzierung könnte nun schwierig werden", sagte ein Händler.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.567,25 -43,03 -1,2% +13,4% Stoxx-50 3.359,83 -41,46 -1,2% +11,8% Stoxx-600 389,66 -3,53 -0,9% +13,8% XETRA-DAX 11.500,38 -81,73 -0,7% +17,3% FTSE-100 London 6.775,15 -173,63 -1,5% +3,2% CAC-40 Paris 4.881,95 -55,25 -1,1% +14,3% AEX Amsterdam 483,10 -5,11 -1,0% +13,8% ATHEX-20 Athen 241,18 +0,63 +0,3% -8,9% BEL-20 Bruessel 3.669,46 -44,19 -1,2% +11,7% BUX Budapest 18.380,68 +10,51 +0,1% +10,5% OMXH-25 Helsinki 3.463,36 -22,22 -0,6% +15,9% ISE NAT. 30 Istanbul 95.368,57 -3441,43 -3,5% -10,2% OMXC-20 Kopenhagen 888,81 +3,33 +0,4% +19,4% PSI 20 Lissabon 5.686,56 -133,74 -2,4% +15,7% IBEX-35 Madrid 10.902,20 -152,00 -1,4% +6,1% FTSE-MIB Mailand 22.345,77 -218,58 -1,0% +17,5% RTS Moskau 845,36 0,00 0,0% +6,9% OBX Oslo 546,93 -10,03 -1,8% +4,4% PX Prag 1.011,70 -12,51 -1,2% +6,9% OMXS-30 Stockholm 1.641,71 -18,66 -1,1% +12,1% WIG-20 Warschau 2.312,96 -31,16 -1,3% -0,1% ATX Wien 2.480,54 -56,98 -2,2% +14,8% SMI Zuerich 9.023,71 -23,17 -0,3% +0,4% === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com DJG/hru/raz
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March 10, 2015 13:13 ET (17:13 GMT)
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